Eigentlich finde man ihn nur „zu später Stunde“ am Würstelstand, sagt Fayad Mulla, bevor er in ein Stück Käsekrainer beißt. Die Auswahl an schnellem Essen sei in Wien ja groß. Ähnliches gilt für die Nationalratswahl, bundesweit gibt es diesmal neun Parteien zur Auswahl. Dass Mulla, Chef der Partei „Wandel“, dort unter dem Kürzel „Keine“ („Keine von denen“) zu finden ist, erklärt er so: „Wir haben uns vor zwölf Jahren gegründet, weil keine von denen, von den Parlamentsparteien, uns vertritt. Daran hat sich überhaupt gar nichts geändert.“ Man sei nur „zwölf Jahre mehr angefressen“ und diesen Protest wolle man „genau so auf den Stimmzettel bringen“.

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Täuscht man hier nicht einfach Wählerinnen und Wähler, die den Namen mit einer Option zum Weißwählen verwechseln könnten? „Die Menschen verstehen sehr wohl, dass das keine Option zum Ungültig wählen ist, die es in Österreich gar nicht gibt“, man habe mit tausenden Menschen gesprochen „und uns hat noch nie eine einzige Person gesagt: Ich verstehe die Idee nicht“. Der Vorwurf komme lediglich von „politischen Mitbewerbern, die Angst haben“. Darin, dass sich eine seit Jahren bestehende Partei mit klar linken Positionen weit abseits der Politik gibt, kann Mulla keinen Widerspruch erkennen.

Inhaltlich spricht sich der Menschenrechtsaktivist für ein „Ein-Klassen-Gesundheitssystem ohne Steuergelder für die Privatmedizin“, einen Mietpreisdeckel und ein bedingungsloses Grundeinkommen aus. Einiges davon fordert auch die KPÖ, warum also kein Wahlbündnis wie schon bei der EU-Wahl 2014? Man habe durchaus das Gespräch gesucht, die KPÖ habe jedoch keine Termine wahrgenommen. „Das ist auch okay und eine klare Antwort“, sagt Mulla. Die KPÖ ist führ ihn ohnehin zu sehr „in die Mitte gerückt“.

Scharf wie die Gewürze zur Wurst fällt seine Antwort in Sachen Vermögen aus. Die Milliardäre dieser Welt würden immer reicher „und das sollen all diese Kasperl erhackelt haben? Na aber sicher nicht.“ Deshalb brauche es aus seiner Sicht eine Vermögenssteuer sowie Erbschaftssteuer ab 500.000 Euro und eine Vermögensobergrenze von 100 Millionen Euro. Kapitalflucht und wegfallende Arbeitskräfte fürchte er nicht, es brauche sogar Steuern, wenn Kapital ins Ausland fließe. Dass das EU-Recht widerspricht, störe ihn nicht, „viele Regeln in der EU dienen nicht den Menschen“.

Fayad Mulla und Christina Traar | Scharf nachgefragt: Kleine-Redakteurin Christina Traar mit Keine-Frontmann Fayad Mulla
Fayad Mulla und Christina Traar
| Scharf nachgefragt: Kleine-Redakteurin Christina Traar mit Keine-Frontmann Fayad Mulla © KLZ / Christoph Kleinsasser

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Die Liste an Jobs, die er bisher hatte, ist lang, er war unter anderem Nachtportier, Restaurantbetreiber, Lagerarbeiter und Entwicklungshelfer im Nordirak. „Ich glaube, dass es mal ganz andere Leute braucht im Parlament, die nicht ihr Leben lang in der Partei verbracht haben und dicke Gehälter und wenig Hackeln gewohnt sind“, sagt Mulla. Letzteres wirft er vor allem Bundeskanzler Karl Nehammer und FPÖ-Chef und „Studienabbrecher“ Herbert Kickl vor.

Beide hätten auch im Asylbereich „nichts zusammengebracht“, erklärt der Sohn eines Syrers, es brauche schnelle Verfahren sowie schnelle Deutschkurse und ein Näherbringen der Vorzüge des Zusammenlebens in Österreich. Wenn etwas nicht passt, müsse man das ansprechen, „aber ohne Hass“, wie es aktuell in der politischen Debatte passiere.