Die NEOS haben im Wahlkampf die Bildung als eines ihrer Hauptthemen auserkoren. In einer mit externen Experten bestückten Arbeitsgruppe wurden Vorhaben gesammelt, die gleich nach der Wahl im Rahmen einer Regierungstätigkeit angegangen werden sollen. Dazu gehören, wie Parteichefin Beate Meinl-Reisinger und Wiens Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr bei einer Pressekonferenz ausführten, ein Ausbau der Ganztagesschulen, eine Lehrer-Rekrutierungsinitiative und ein Bildungspass.

Für Meinl-Reisinger liegt der Reformbedarf im Bildungsbereich auf der Hand. Wenn im Jahr 1900 jemand eingefroren worden wäre und heute aufwachen würde, würde er sich nirgendwo auskennen außer in der Schule. Denn dort habe sich nichts geändert.

Neos fordern Ausbau ganztägiger Schulen

Zentral wäre im Sinne der Chancengleichheit der Ausbau der ganztägigen Schulen, der de facto nur in Wien passiere, wie Wiederkehr ausführte. Dabei geht es laut Meinl-Reisinger nicht zwingend nur um die verschränkte Form der Ganztagesschule. Wie man Unterricht und Freizeit-Aktivitäten verbindet, sollte autonom an den Schulen entschieden werden.

Letzteres ist ohnehin eine Kernforderung der NEOS im Bildungsbereich. Meinl-Reisinger plädierte dafür, Modelle für „voll-autonome Schulen“ zu entwickeln. In diesen sollten die Lehrer auch weiteres administratives Personal zur Verfügung haben. Weiters sollte an den Bildungseinrichtungen abseits der Lehrertätigkeit ein mittleres Management eingeführt werden.

Bildungsstadtrat überlegt sechsjährige Volksschule

Angegangen werden soll auch der Lehrermangel direkt mit einer Rekrutierungsoffensive: „Wir brauchen die besten Köpfe“, konstatierte Meinl-Reisinger. Als Vorbild dienen soll Wien, wo zuletzt ein Gratis-Öffi-Ticket für Pädagogen angekündigt wurde. Auch die Idee des Vollzeit-Bonus brachte Wiederkehr vor.

Der Bildungsstadtrat steht auch zu seinem Vorstoß einer sechsjährigen Volksschule - und das mit dem Argument, dass die Gesamtschule wegen der jahrzehntelangen Blockade zwischen SPÖ und ÖVP unrealistisch geworden sei: „Das ist tot“, ergänzte Meinl-Reisinger. Auch sie kann Wiederkehrs Idee einiges abgewinnen, habe doch die Trennung nach der vierten Klasse auch entwicklungspsychologisch keinen Sinn.

„Bildungspass“ soll Kompetenzentwicklung dokumentieren

Wie man die sechsjährige Volksschule organisieren sollte, etwa welche Lehrer dort unterrichten sollten, ließen die NEOS am Donnerstag offen. Hierzu gebe es mehrere Modelle, blieb Wiederkehr vage. Nur weil so eine Systemumstellung nicht einfach sei, werde man sich aber von einer entsprechenden Vision nicht abbringen lassen.

Eine weitere Vorstellung der NEOS ist die Einführung eines Bildungspasses, den Meinl-Reisinger mit dem Mutter-Kind-Pass verglich. Auf diesem solle die Kompetenzenentwicklung der Kinder und Jugendlichen über die ganze Bildungslaufbahn dokumentiert werden.