Ist er ein ruhmreicher Aufdecker, der in Walraff-Manier FPÖ-Chef Strache in Ibiza der Korruption überführt hat, oder ein Selbstdarsteller, der eine schwierige Kindheit hatte, im Überwachungsbusiness tätig war, in die Drogenszene abgeglitten ist, in die Ibiza-Affäre hineingestolpert ist und sich jetzt als Vorkämpfer für den Erhalt der Demokratie inszeniert?

Nun schildert der Hauptmacher des Ibiza-Videos Julian Hessenthaler in einem Buch seine Sicht der Dinge über den denkwürdigen Abend auf der Balearen-Insel, der die jüngere Geschichte Österreichs auf den Kopf gestellt hat. Gleich eines vorweg. Bahnbrechende Neuigkeiten sind darin keine enthalten. Über die Identität der Oligarchen-Nichte schweigt sich Hessenthaler komplett aus - angeblich eine Frau aus Lettland.

Das neue Buch von Hessenthaler

Idee kam in einer „alkoholgetränkten Nacht“

Entstanden sei die Idee, wie er selbst einräumt, in einer „alkoholgetränkten Nacht“ in einem Wiener Innenstadtlokal mit Anwalt Ramin Mirfakhari, der alles finanzieren sollte, und Straches einstigem Leibwächter und Chauffeur Oliver Ribarich, der sich von seinem Chef schlecht behandelt und im Stich gelassen fühlte. Ribarich hatte jahrelang engster Strache-Vertrauter nicht nur den aufwändigen Lebensstil des FPÖ-Chefs (inklusive Beschaffung von Waffen) mitorganisiert, sondern so manche dubiose Geldtransaktion mitbekommen. Als „Türöffner“ zum Parteichef diente Ex-Klubobmann Johann Gudenus, der auf der Suche nach einem Käufer für seine Immobilie war. Inspiriert wurde das Trio vom Lockvogel-Video, das das politische Ende von Ex-Innenminister Ernst Strasser besiegelt hatte.

Hessenthaler enthüllt die zahllosen Hoppalas bei den Videoaufnahmen. Die Idee zum Kauf der Kronenzeitung sei aus heiterem Himmel in einem Vorgespräch von Gudenus gekommen. Drogen seien an dem Abend auf Ibiza, der um 24 Stunden verschoben war, nicht im Spiel gewesen.

Zwei Jahre Verzögerung

Dass das Video mit zweijähriger Verspätung das Licht erblicken sollte, hing mit den Schwierigkeiten zusammen, einen finanzkräftigen Abnehmer – offenbar im einstelligen Millionenbereich - zu finden. Sowohl in der SPÖ als auch in der ÖVP, bei den Neos wie auch im Umfeld von Hans-Peter Haselsteiner und beim „Falter“ blitzte man bereits im Vorfeld der Dreharbeiten ab. Den Parteien war das Video einfach zu teuer. Hessenthaler und dem Anwalt gingen davon aus, dass Straches Leibwächter in Existenzängste schlittern würde, deshalb, heißt es in dem Buch, sollte das Video teuer verkauft werden. Schließlich dockte man bei der Süddeutschen Zeitung an, die allerdings großes Bauchweh hatte wegen der deutlich strengeren Veröffentlichungsbestimmungen in Deutschland. Stattdessen sollten die Stimmen synchronisiert werden. Geld floss keines.

Längst bekannt ist auch, dass Hessenthaler zur persönlichen Absicherung wenige Tage vor dem Erscheinungstag das Büro von Bundespräsident Alexander Van der Bellen kontaktieren wollte – vergeblich. Jan Böhmermann konnte Wochen zuvor bei der Romy mit Andeutungen aufwarten, weil auch der Polit-Comedy-Sendung „ZDF Royale“ das Video angeboten worden war.