Im Juli stellten 1766 Personen in Österreich einen Asylantrag. Das ist nicht nur die geringste Monatszahl in diesem Jahr, sondern auch die niedrigste seit Pandemie-Zeiten. Zum Vergleich: Im Juni 2023 wurden 5559 Asylanträge gestellt ­– ein Rückgang um 68 Prozent. Auch in den Monaten davor waren jeweils Rückgänge zu beobachten.

Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) sieht eine Bestätigung des „eingeschlagenen Kurses mit Kontrollen und internationaler Zusammenarbeit“. Besonders auffällig: Im Burgenland kam es in diesem Jahr bis Mitte August zu 760 Aufgriffen nach einem illegalen Grenzübertritt, im Vergleichszeitraum 2023 waren es 15.830.

Die meisten Asylanträge durch Familiennachzug

Die Zahlen verdienen eine genauere Betrachtung. Mehr als die Hälfte der heurigen Anträge geht auf den Familiennachzug sowie hier geborene Babys von Flüchtlingen zurück, für die auch ein Antrag gestellt werden muss. Nur ein Drittel, also knapp 5000, stellten einen originären Antrag. Im Vorjahr lag der Anteil der Erstanträge von Geflüchteten bei 73 Prozent, 2022 sogar bei 91 Prozent.

Der Rückgang der Aufgriffe dürfte indirekt auch mit einem blutigen Konflikt unter serbischen Schlepper-Banden zusammenhängen, der vergangenen Oktober eskaliert war. Die serbische Regierung, die sich damals gerade im Parlamentswahlkampf befand, schickte daraufhin Hundertschaften von Polizisten an die Grenze zu Ungarn. Die Fluchtrouten haben sich seither auf andere EU-Staaten verlagert.

Jahre der Anomalie

Die Jahre 2022 und 2023 waren zudem von einer Anomalie geprägt. Fast ein Drittel aller Asylwerber zog weiter, ihre Anträge wurden eingestellt. Für diese Gruppe war Österreich nicht das Zielland, dank erfolgreicher Kontrolltätigkeit gab es auch viele Aufgriffe und kein Durchwinken wie 2015. Heuer ist hingegen nur jeder zwanzigste Antrag eingestellt worden.

In Bayern, das ebenfalls Grenzkontrollen durchführt, war dagegen nur ein marginaler Rückgang der Aufgriffe zu verzeichnen: von 10.823 auf 9736 unerlaubte Einreisen. In Italien gab es bei Asylanträgen sogar ein Plus von 36 Prozent.