Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) drängt auf eine bundesweite Regelung der Sozialhilfe. Im Ö1-„Mittagsjournal“ schlug er vor, diese bei der arbeitsfähigen Bevölkerung – „von 15 bis 65 zum Beispiel“ – über das Arbeitsmarktservice (AMS) abzuwickeln.
Anlass für die Diskussion um die Wiener Sozialhilfe hatte der Fall einer neunköpfigen Migrantenfamilie geboten, die auf Sozialhilfe angewiesen ist und inklusive Mietbeihilfe 4600 Euro monatlich bekommt. Vor allem ÖVP und FPÖ hatten die hohen Leistungen kritisiert, schließlich würde in anderen Bundesländern weniger ausbezahlt. Ludwig forderte nun, das AMS finanziell und personell zu stärken und in die Lage zu versetzen, eine bundesweite Lösung zu tragen. Seinen Vorschlag will der Wiener Bürgermeister auch bei der nächsten Landeshauptleutekonferenz vorlegen. Würden seine Ideen umgesetzt, gäbe es bessere Möglichkeiten, Erwachsene in den Arbeitsprozess zu integrieren.
ÖVP sieht „Deluxe-Sozialhilfe“ in Wien gescheitert
ÖVP-Klubobmann August Wöginger kann mit Ludwigs Vorstoß nichts anfangen. Damit schiebe Wien die Verantwortung auf eine Bundeseinrichtung, ortete der Klubobmann den Vorschlag eines „kalten Finanzausgleichs“. Analog zu Niederösterreich und Oberösterreich soll Wien das Sozialhilfe-Grundsatzgesetz umsetzen, appellierte er. Bundesweit will die ÖVP jedenfalls eine fünfjährige Wartefrist, bevor man die volle Sozialhilfe erhält. Ludwigs Aussagen seien ein Zeichen, dass die „Deluxe-Sozialhilfe“ in Wien völlig gescheitert sei, meinte Wöginger. Die Hauptstadt stelle derzeit einen Magnet für alle Asylberechtigten dar.
Wiens FPÖ-Chef Dominik Nepp warf Ludwig in einer Aussendung „Kindesweglegung“ vor. „Würde man sich in Wien an die geltenden Gesetze halten und nicht jedem Zuwanderer sowie subsidiär Schutzberechtigten die Mindestsicherung nachschmeißen, gäbe es die Misere, in der Wien nun steckt, nicht“, meinte er. Es brauche eine Regelung, damit diese Sozialleistung „nur mehr österreichischen Staatsbürgern vorbehalten ist.“
Unterstützung für Ludwig kam von den Neos. Mit einer bundesweit einheitlichen und über das AMS abgewickelten Sozialhilfe könne ein Vorschlag des Rechnungshofes umgesetzt werden, so Sozialsprecher Gerald Loacker. „Viele Notstandshilfebezieher stocken mit Sozialhilfe auf, weil ihre Notstandshilfe niedriger ist. Der Rechnungshof fordert daher seit 2016, dass Sozialhilfe und Notstandshilfe zu einer gemeinsamen Leistung der sozialen Absicherung zusammengelegt werden“, erklärte er in einem Statement gegenüber der APA.