Eine syrische Familie, die in Wien 4600 Euro im Monat erhalten soll, hat die Diskussion um Sozialleistungen neu entfacht. Zahlreiche Politikerinnen und Politiker üben seither heftige Kritik an den Regelungen zur sozialen Absicherung. Denn in anderen Bundesländern bekäme die Familie deutlich weniger Geld.

AMS-Vorstand Johannes Kopf war dazu in der ZiB 2 bei Margit Laufer zu Gast: Bei kinderreichen Familien sei klar, dass diese mehr Geld erhalten müssen – zumindest wenn man die Bekämpfung von Kinderarmut ernst nehme. Für „niedrig qualifizierte Personen“ sei es praktisch unmöglich, mehr Geld aus anderen Quellen zu verdienen. Da sei der Arbeitsanreiz natürlich nicht wirklich gegeben.

Sozialhilfe sei nur schlecht mit Gehältern vergleichbar

„Ich glaube, man müsste das System wirklich ändern“, so Kopf. „Man müsste gerade Kinderleistungen aus der Sozialhilfe oder Mindestsicherung herausnehmen.“ Jeder mit Kindern wisse, dass es ununterbrochen Ausgaben gebe: „Für einen Schulausflug, für eine Skiwoche, für eine Wanderwoche.“ Gewisse Interessen würden von armutsgefährdeten Kindern gar nicht entwickelt werden, weil sie wissen würden, wie viel Geld das kosten würde.

Es werde nicht darüber nachgedacht, dass es in Österreich 14 Gehälter gebe, Sozialleistungen aber nur zwölfmal im Jahr ausgezahlt werden. Würde die Sozialhilfe auch 14 Mal ausgezahlt werden, dann würde die syrische Familie nur 3900 Euro im Monat bekommen. „Ist auch viel, aber würde schon anders ausschauen“, meint der AMS-Chef. Er schlägt vor, dass viermal im Jahr eine halbe Sozialhilfezahlung als Beihilfe für außergewöhnliche Aufwände, z.B. Kleidung oder Schulstart, gezahlt werden soll – so seien die Hilfeleistungen vergleichbarer mit dem Nettogehalt von Jobs. Er wünscht sich außerdem, dass das Geld für Männer und Frauen getrennt ausgezahlt werde. Das wäre für die Gleichstellung wichtig.