Was mache ich, wenn ich mir mein Leben nicht mehr leisten kann? Diese Frage stellen sich laut einer aktuellen Umfrage der Arbeiterkammer ein Drittel der jungen Menschen in Österreich. Rund 33 Prozent der 16- bis 29-Jährigen schätzen ihre eigene finanzielle Lage als prekär ein – für diese Befragten sind die Auswirkungen der Inflation deutlich drastischer. Darunter leidet auch das Vertrauen in die Institutionen. Nur insgesamt die Hälfte hat das Gefühl, mit politischer Beteiligung etwas bewirken zu können.
Rücklagen aufgebraucht, Konto überzogen, Kredit aufgenommen
Für den ersten AK-Jugendmonitor wurden durch Foresight von Mitte Februar bis Anfang April 1.200 16- bis 29-Jährige mit Wohnsitz in Österreich befragt. Die Hälfte der Interviews fand telefonisch statt, die andere Hälfte online. Künftig soll der Monitor jährlich erstellt werden.
Etwas mehr als die Hälfte der Befragten hat demnach im letzten Jahr finanzielle Rücklagen aufgebraucht, das Konto überzogen, im privaten Kreis Geld geliehen oder einen Bankkredit aufgenommen. Rund ein Viertel konnte entweder nicht wie geplant umziehen oder musste sich wegen gestiegener Kosten ein neues Zuhause suchen. Etwa 20 Prozent begannen aufgrund der Kosten eine Aus- oder Weiterbildung nicht bzw. brachen diese sogar ab. All diese Auswirkungen sind in den finanziell schwächeren Schichten deutlich ausgeprägter.
Rund 30 Prozent der Befragten sind demnach finanziell gut abgesichert - etwa durch eigene Einkünfte, die Unterstützung der Eltern oder gar prospektive Erbschaften. Für 40 Prozent reichen eigene Einkünfte bzw. die Unterstützung der Eltern jedenfalls aus. Für das letzte Drittel dagegen reicht es nur knapp bzw. gar nicht.
Insgesamt hat knapp die Hälfte aller Befragten im letzten Jahr aufgrund der Teuerung beim Lebensmitteleinkauf eingespart, 44 Prozent taten dies beim Urlaub. 41 Prozent schränkten sich beim Fortgehen ein, 36 Prozent schoben geplante Anschaffungen auf. Die jeweiligen Prozentwerte für das "untere Drittel" sind jeweils deutlich höher - die Einschränkungen "ziehen sich aber bis in die Mitte hinein", so Studienautorin Martina Zandonella bei einer Pressekonferenz am Donnerstag.
Junge Menschen fühlen sich nicht gut vertreten
Ebenfalls abgefragt wurde das Vertrauen in die Demokratie. Demnach ist nicht einmal ein Drittel der Jungen der Ansicht, "dass Menschen wie ich im Parlament gut vertreten" sind. Nur 46 Prozent meinen, dass es "eine politische Partei gibt, die meine Anliegen ernst nimmt". Und gerade die Hälfte glaubt, dass sie mit politischer Beteiligung etwas bewirken kann - diese Prozentwerte sind im unteren Drittel geringer, vor allem Lehrlinge sind pessimistischer.
Die Bildungs-Bereichsleiterin der AK, Ilkim Erdost, forderte unter anderem ein Aus für befristete Mietverträge und einen wirksamen Mietdeckel. Außerdem will die AK eine Preistransparenzdatenbank für Lebensmittel sowie keine volle Weitergabe der Inflation bei den Nutzungsentgelten öffentlicher Freizeiteinrichtungen und ein kollektivvertragliches Mindestlehrlingseinkommen von 1.000 Euro sowie einen Anspruch auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld für Lehrlinge. Zum Gegensteuern richtet die AK außerdem einen eigenen Bildungscampus in Wien-Wieden ein.
SPÖ und FPÖ orteten anhand der Ergebnisse des Monitors in Aussendungen unisono ein Versagen der türkis-grünen Regierung.