Um, so die Argumentation, die Studiendauer an Universitäten „im volkswirtschaftlichen Interesse“ zu verkürzen, sollte die nächste Regierung eine Grundsicherung für Studierende einführen. Diese sollte in Höhe der Ausgleichszulage, also bei rund 1200 Euro, angesiedelt sein. Im Gegenzug würden die Familien- und die Studienbeihilfe gestrichen werden.

Zwei von drei Studenten jobben rund 20 Wochenstunden

Vitouch geht davon aus, dass dies zu einem schnellen Studienabschluss führt – aus zweierlei Gründen: Um das Studium zu finanzieren, würden derzeit 65 Prozent aller jungen Menschen einem Job in Höhe von 20,5 Wochenstunden nachgehen. Mit der Einführung der Grundsicherung fiele diese Notwendigkeit weg. „Wir wissen aus Studien, dass geringfügige Berufstätigkeit noch kein Hemmnis für ein erfolgreiches Studium ist. Sobald die Tätigkeit zehn Wochenstunden überschreitet, wird es ein Hindernis“, so Vitouch.

Video: Das sagen Studierende zur Grundsicherung

Schärferes Regime als bei Familienbeihilfe

Zum anderen will Vitouch die Auszahlung mit einem Leistungsnachweis verknüpfen. Pro Studienjahr müssten mindestens 40 ECTS-Punkte erreicht werden. Das wäre ein schärferes Regime als bei der Familienbeihilfe, die an die Absolvierung von 16 ECTS-Punkten geknüpft ist. Vitouch kann sich durchaus vorstellen, dass gutverdienende Absolventinnen und Absolventen einen Teil später wieder zurückzahlen.

Gemäß den Zahlen der Statistik Austria beträgt die Studiendauer in Österreich (median gerechnet) bei Bachelorstudien acht Semester, bei Diplomstudien 12,48 Semester, bei Masterstudien 5,7 und bei Doktoratsstudien 9,33 Semester. Wer länger als viereinhalb Jahre für ein Bachelorstudium benötigt, hätte somit keinen Anspruch mehr auf die Grundsicherung.  

Polaschek lehnt Vorstoß ab

In einer ersten Reaktion erteilte Wissenschaftsminister Martin Polaschek der Idee einer Grundsicherung eine Absage. Polaschek verwies auf Stellungnahmen der Hochschülerschaft, „die ein solches System eindeutig abgelehnt haben, weil es eigentlich eine Gießkanne ist, die keine Differenzierung bedeutet“.

Außerdem fordern die Universitäten eine gesamtösterreichische Hochschulplanung durch ein einziges Ministerium mit gebündelten Zuständigkeiten für Unis, Forschung und Innovation. Die Uniko läuft gegen die „Verländerung der Hochschulpolitik“ Sturm. Derzeit gibt es in Österreich 77 universitäre Einrichtungen, darunter 23 Unis, 21 Fachhochschulen, 14 Pädagogische Hochschulen und 19 Privatunis. „Das ist ein Problem, weil sich die Länder durch die Gründung von Privatuniversitäten selbst verwirklichen“, übt Vitouch an den Landeshauptleuten Kritik.

Burgenland eigene Med-Uni in Oberwart

Jüngste Beispiele sind die Digital-Uni in Linz und die von Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil ins Spiel gebrachte Medizin-Uni in Oberwart. Im Sinne einer Bereinigung könnten etwa die Pädagogischen Hochschulen in die Universitäten integriert und so die Lehrerausbildung zusammengeführt werden. Auch das lehnt ÖVP-Wissenschaftsminister Polaschek ab. „Bisher ist das auch gerade vonseiten der Universitäten immer abgelehnt worden, weil man die eigene Forschungsausrichtung im Mittelpunkt sah.“

Im Oktober endet die Amtszeit von Vitouch als Uniko-Präsident, da er an der Uni Klagenfurt als Rektor nicht wiedergewählt wurde. Bis Dezember führen seine beiden Vizes Brigitte Hütter (Kunstuni Linz) und Markus Müller (MedUni Wien) interimistisch die Geschäfte. Mitte Dezember wird dann ein neuer Präsident gewählt. Vitouch selbst kehrt auf seine Professur für Psychologie an der Uni Klagenfurt zurück.