„Ich bin ein Arbeiterkind, bin in einer Arbeitersiedlung groß geworden, vielleicht von den Grundvoraussetzungen gar nicht so viel anders als der Herr Babler“, lässt der 55-Jährige gleich zu Beginn des Ö3-Sommergesprächs „Frühstück bei mir“ aufhorchen. Im Forellenhof in Puchberg am Schneeberg (NÖ) - „meine kleine zweite Heimat“, so Kickl - fand das „Frühstück“ mit Moderatorin Claudia Stöckl statt. Themen waren vor allem eine mögliche Kanzlerschaft, die sogenannten politischen „Problembären“, aber auch persönliche Details.
„Ich bin aber aus dieser Geschichte heraus nie auf die Idee gekommen, dass aufgrund der Tatsache, dass wir weniger hatten im Vergleich zu anderen, ich den anderen etwas neidig bin. Wir haben einen anderen Zugang gehabt: Wir haben gesagt, wir wollen selbst etwas leisten, etwas erreichen können, die Chance bekommen“, so der FPÖ-Chef im Gespräch.
„Das sind die Problembären“
Auf die Frage, ob er je an sich gezweifelt habe, antwortet Kickl: „Das kommt immer wieder vor, wenn es um große Entscheidungen geht. Die Frage zur Eignung als Nationalratsabgeordneter, zum Beispiel. Ich war nicht sicher, ob ich das kann, ob ich der Aufgabe gewachsen bin. Oder ob ich Innenminister werden soll. Gefährlich sind nicht die, die sich hinterfragen, sondern die sich nicht hinterfragen. Das sind die Problembären. Ich gehe mit viel Respekt und Demut an solche Aufgaben heran“.
„In der Öffentlichkeit entsteht immer wieder der Eindruck, dann wenn sich einer mit philosophischen Dingen beschäftigt, dass er dann ‚zu blöd dafür ist, den Alltag zu bewältigen‘, dass man am realen Leben scheitern muss. Und ich wollte dieses Image mit diesem Satz korrigieren. Was ich dort gelernt habe, war natürlich keine Berufsausbildung, aber ein wichtiges Fundament, von dem ich unglaublich profitiert habe. Die technischen Dinge, die man sich in der Politik aneignen muss, die kann man nur in der Politik lernen. Dass man eine Partei auch mitnehmen muss. Es sind nicht meine Angestellten, die ich morgen austauschen kann, das ist ein großer Unterschied zur Wirtschaft. An denen hängt alles, die brauche ich für eine Wahlbewegung, denen muss ich dankbar sein, dass sie ihr Herzblut und ihre Zeit in dieses Projekt investieren.“
Private Einblicke
Nicht nur Politisches, sondern auch Privates wurde in „Frühstück bei mir“ thematisiert. Seit mehr als 25 Jahren ist er mit seiner Frau Petra, Juristin bei der Volksanwaltschaft, zusammen. Überlegungen, für die Erziehung des inzwischen 24-jährigen Sohnes zu Hause zu bleiben, hätte es nie gegeben, meint Kickl. „Sie hat mir immer den Eindruck gegeben, und sie hat es auch so gelebt, dass das niemand besser machen kann als eine Mutter. Aber selbstverständlich hab ich meine Frau damit nicht alleine gelassen. Herumraufen ist mit dem Vater lustiger als mit der Mama“, so der FPÖ-Chef.
„In einem Duell gibt es Gewinner und Verliere“
Zum anstehenden Nationalratswahlkampf im September sagt Kickl: „In einem Duell gibt es Gewinner und Verlierer. Wenn wir nicht Erster werden, wird es von der FPÖ keinen Anspruch auf den Kanzler geben. Und es überrascht mich, dass weder Nehammer noch Babler diesen Satz hinausbringen. Das sind ja die selbsternannten Parade-Demokraten. Bei ihnen endet die Demokratie dort, wo die SPÖ oder ÖVP nicht mehr das Kommando haben.“