Manchmal klären sich Rätsel rasch auf. Als Karl Nehammer Anfang Juni im Bundeskanzleramt von seinem Verbrenner-Gipfel berichtete, schritt ein in diesem Haus wohlbekannter PR-Berater die Stiege hinauf: Wolfgang Rosam. Der PR-Profi hatte unter anderem ab 1992 die Regierungskampagne zum EU-Beitritt verantwortet. Ein Termin beim Kanzler?

Die Bestätigung kam am Donnerstag. Rosam wird Nehammer beraten, als „guter Bekannter“, kostenlos. Dass er ein Mann für schwierige Fälle ist, hat er eben bei der EU-Abstimmung bewiesen, wo sich innerhalb von drei Jahren die Stimmung gedreht hatte. Diesmal hat er drei Monate Zeit.

Rosam hatte nicht nur einmal öffentlich bekundet, dass Nehammer den tatkräftigen Staatsmann stärker hervorkehren sollte. An der Seite des Kanzlers sitzend, forderte er: „Keine leeren Schlagzeilen mehr!“ Aufgabe des gut vernetzten Rosam ist es auch, ein Personenkomitee für Nehammer aufzustellen. Diese subtile Form der Entscheidungshilfe für Wähler wird auch von der SPÖ vorbereitet, die im Herbst auf die roten PR-Granden verzichten dürfte.

Die SPÖ setzt auf Schwarmintellizenz

Die Sozialdemokraten setzen diesmal auf Schwarmintelligenz. Am 29. Juni wird in Wien ein Mitmachkongress für bis zu 600 Mitglieder und Sympathisanten von Parteichef Andreas Babler veranstaltet. Es soll der Auftakt zu einem für die SPÖ untypischen Graswurzel-Wahlkampf sein.

Einen Berater hat Babler aber insofern, als er sich häufig mit dem ehemaligen Energiemanager Marc Hall trifft. Der einstige Mitarbeiter von Viktor Klima, als dieser Anfang der 90er Verkehrsminister war, koordiniert den Expertenrat der SPÖ, der in 24 Gruppen gerade das rote Wahlprogramm zimmert und Babler eben inhaltlich berät.

Die FPÖ setzt, wie gewohnt, auf internes Personal – nur dass diesmal nicht der zum Parteichef aufgestiegene Herbert Kickl den Wahlkampf managen wird. Die Aufgabe wird an Generalsekretär Michael Schnedlitz weitergereicht. Wie keine andere Partei setzen die Freiheitlichen auf Social Media, wo die FPÖ eine beachtliche Reichweite aufgebaut hat.

Gesprächsbedarf bei Grünen

Die Grünen haben nach der missglückten Krisen-PR im EU-Wahlkampf Gesprächs- und wohl auch Änderungsbedarf. Fix ist derzeit nur: Die externe Beratung wird aufgestockt, Olga Voglauer wird Generalsekretärin bleiben. Im Vordergrund steht für die Grünen aber der Bundeskongress nächsten Samstag in Wien – der könnte konfliktreich werden.

Die Neos haben sich schon im Vorjahr strategisch neu aufgestellt und ihren früheren Generalsekretär Nikola Donig zurückgeholt. Das pinke Team ist klein, die Richtung schon jetzt klar: Die Neos werden wohl als einzige Partei auf einen betont optimistischen Wahlkampf setzen. Motto: „Wir schaffen das.“