Während alle anderen Parteien intern wie extern ihr eigenen Ergebnis bei der am Sonntag geschlagenen EU-Wahl analysieren, dringt bei der FPÖ kein Wort nach außen. Der „blaue Montag“ nach einem Urnengang hat Tradition, nur intern wird die erbrachte Leistung besprochen. Dass diese die Partei erstmals auf den ersten Platz bei einer bundesweiten Wahl katapultiert hat, gibt den blauen Gremien Grund zur Freude. Noch mehr Zuversicht schöpft man jedoch aus dem Abstand zur ÖVP, der sich im Laufe des langen Wahlabends deutlich verringert hat.
Auf eben dieses Duell hat man in den blauen Reihen gehofft. Als Herausforderer in ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der Kanzlerpartei zu gehen, mobilisiert Funktionäre wie Sympathisanten für den Wahlkampf im Herbst, wenn um Stimmen bei der Nationalratswahl geworben wird. Dass die Umfrageinstitute die Freiheitlichen zuletzt eher über- als unterschätzt haben, sorgt in der Partei hingegen für Unmut. Das signalisiere falsche Sicherheit, hieß es am Wahlabend. In bundesweiten Umfragen belegen die Blauen ebenfalls bereits seit weit mehr als einem Jahr den ersten Platz.
Sorge vor fehlendem Frust
Für Herbert Kickl, der bald drei Jahre als Parteichef im Amt ist und als solcher seine erste bundesweite Wahl geschlagen hat, ist das Ergebnis die Bestätigung eines Kurses, an dessen deutlich härtere Gangart sich auch viele langjährige, hohe Parteifunktionäre erst gewöhnen mussten. Das Aufgreifen allgemeiner Unzufriedenheit und das Bespielen der mit Migration und Co. günstigen Themenlage hat gefruchtet.
Dass das auch bei der Nationalratswahl gelingen wird, ist jedoch noch nicht gesagt. Einige Freiheitlichen befürchten, dass die geschlagene EU-Wahl frustrierten Wählerinnen und Wählern bereits als Abstrafung der türkis-grünen Regierung reichen könnte und diese im Herbst wieder anderweitig ihr Kreuzerl setzen werden. Kickl will sich von dieser Sorge nicht beirren lassen und nun Kurs auf das Kanzleramt nehmen.