In Spiss in Tirol hat am Sonntag einen Erdrutsch erlebt. Nirgendwo sonst in Österreich hat die FPÖ besser abgeschnitten. Die Blauen erreichten 70 Prozent – ein Plus von 60 Prozentpunkten. Vor drei Jahren hat die Gemeinde schon einmal für landesweite Schlagzeilen gesorgt, weil nirgendwo sonst die Impfquote so niedrig war wie hier.

Bevor man diese Korrelation tiefer ergründet: Spiss an der Tiroler Grenze zur Schweiz verfügt nur über 73 Wahlberechtigte, 2019 waren es noch 97. Die Wahlbeteiligung war zudem gering, nur 20 Spisser nahmen an der EU-Wahl teil. Warum? Das kann sich Bürgermeister Alois Jäger von der ÖVP nicht erklären. Seine Partei verlor fast 40 Prozentpunkte.

Tschanigraben hält

Beispiele wie diese gibt es im zersiedelten Österreich viele. Tschanigraben im Burgenland gilt als rote Hochburg. Die SPÖ erreichte wie vor fünf Jahren mehr als 60 Prozent, allerdings nur bei 56 Wahlberechtigten. Die FPÖ verlor deutlich – weil die Anti-Corona-Partei DNA zwei Stimmen erzielte. Die ÖVP reüssierte in Gramais in Tirol mit sagenhaften 96 Prozent, allerdings bei nur 36 Wahlberechtigten. Eine einzige Stimme ging hier an eine andere Partei – die SPÖ.

Ergebnisse wie jene sind in erster Linie Kuriosita. Relevanter ist etwa das Abschneiden der Neos in Vorarlberg, da im westlichen Bundesland heuer auch Landtagswahlen stattfinden und sich die Neos große Hoffnungen machen. Entgegen dem Bundestrends verloren die Pinken in Vorarlberg ein wenig, in St. Gerold bei Bludenz, in St. Anton im Montafon und Schröcken am Arlberg verloren die Neos mehr als zehn Prozentpunkte. Ihr bestes Ergebnis fuhren die Liberalen aber auch in Vorarlberg ein: 22,1 Prozent in Lech.

Grüne Wiener Bezirke

Ihre besten Ergebnisse erreichten die Grünen, wie bei fast allen Wahlen, in den innerstädtischen Wiener Bezirken. In Neubau, dem siebenten Bezirk, kamen die Grünen sogar auf 30,5 Prozent. Gerade in diesen Bezirken setzte es für die Öko-Partei aber auch ein überproportionales Minus. Generell war Wien diesmal kein so gutes Pflaster. Jede vierte Stimme im Vergleich zu 2019 ging in Wien verloren. Dafür reüssierten die Grünen in Kleinstgemeinden. Womit wir wieder in Tschanigraben sind. Ein Plus von fast 6 Prozent. Oder zwei Stimmen gegenüber Null vor fünf Jahren.