Um 17.18 Uhr brandet im Wiener Metropol Jubel auf. Großer Jubel. Erstmals an diesem Abend wird es auf der Grünen-Wahlparty laut. Doch es ist nur die Generalprobe für den ORF-Liveeinstieg, bei dem aus Tradition stets applaudiert und gejohlt werden muss – selbst bei herben Niederlagen. Über die innerparteiliche Gefühlswelt sagt dieses Schauspiel wenig aus.

18 Minuten zuvor, als die Trendprognose kam, fiel der Beifall viel schwächer aus. Dafür authentisch. Beim hohen blauen Balken schüttelten die Funktionäre den Kopf, dann nickten sie einander moderat zufrieden zu. Ein Absturz ist den Grünen erspart geblieben.

Die zu diesem Zeitpunkt versprochene Zweistelligkeit, Platz vier vor den Neos waren ein akzeptables Ergebnis. Das wohl Wichtigste: Zwei Mandate würden der Partei die heikle Frage ersparen, ob nicht doch der erfahrene Thomas Waitz von Listenplatz zwei statt Greenhorn Lena Schilling nach Brüssel fahren sollte. Eine solche, öffentlich geführte Debatte kann eine unschöne Dynamik erzeugen. Vor allem in Richtung Nationalratswahl.

Eine Frage der Mobilisierung

Je länger der Wahlabend dauerte, desto größer war die Erleichterung bei den Grünen – auch wenn es die meisten nicht offen zugeben wollte. Es war ja doch ein dickes Minus. Andererseits ist es lange her, dass Umfragen den Grünen auf Bundesebene signifikant höhere Werte ausgewiesen haben.

Für die Partei sei die Mobilisierung entscheidend, sagte Parteimanagerin Olga Voglauer. Die Regierungsbeteiligung wirkte da negativ. Vor allem in den Städten sei das sichtbar, wobei die Fallhöhe auch höher ist. Förderlich sei die Affäre um Schilling auch nicht gewesen. Am Ende des Wahlkampfes erhielt das Thema Klimawandel auch wieder mehr Präsenz. Das könnte den Grünen geholfen haben. Indirekt auch der Verbrenner-Gipfel der ÖVP? „Möglich, das müssen wir uns wirklich anschauen“, so Voglauer.

Als knapp vor halb zehn Uhr Schilling und Waitz mit Parteichef Werner Kogler und Klubchefin Sigrid Maurer eintrafen, war der Jubel noch lauter als beim Liveeinstieg. Und diesmal war er auch echt. Voglauer: „Heute ist kein trauriger Tag.“

Als um 23 Uhr die Hochrechnung kam, war die Stimmung auf der grünen Wahlparty schon beinahe ausgelassen. Und der Jubel beim live übertragenen Ergebnis war noch einmal lauter. Schon bei den etwas geringeren FPÖ-Zugewinnen, als zunächst prognostiziert, vor allem aber bei den fast 11 Prozent für die Grünen – und ein letztes Mal beim etwas schwächeren Abschneider der Neos, die hinter den Grünen landeten.