Innenpolitische Debatten haben die letzte Elefantenrunde aller Spitzenkandidaten im ORF-Hauptabend geprägt. Die erste Stunde der Diskussion war dem vermeintlichen „Verbrenner-Aus“ sowie dem EU-Renaturierungsgesetz gewidmet. Beides wurde fast nur in Österreich thematisiert.

Dies brachte gleich zu Beginn FPÖ-Spitzenkandidat Harald Vilimsky auf die Palme: „Eine falsche Schwerpunktsetzung. Es gibt Krieg und wir diskutieren über Moore und Schmetterlinge.“ Es sollte nicht der letzte emotionale Ausbruch sein. In Sachen Verbrenner stellte Reinhold Lopatka (ÖVP) klar, dass er am Verbot von Benzin- und Diesel-Neuwägen ab 2035 festhalten wolle, aber nicht heute festgelegt werden sollte, was diesen Kraftstoffen folge. Die ÖVP-Position war nach dem Verbrenner-Gipfel im Bundeskanzleramt zuletzt uneindeutig geblieben.

Andreas Schieder (l.) und Harald Vilimsky krachten oft aneinander
Andreas Schieder (l.) und Harald Vilimsky krachten oft aneinander © AFP / Joe Klamar

Der Krieg in der Ukraine erhitzte dann die Gemüter. Vilimsky warf der Regierung vor, der Nato „hinten reinzukriechen“ und indirekt Waffen ins Kriegsgebiet zu schicken. Lopatka fand das „ungeheuerlich“, Neos-Kandidat Helmut Brandstätter schüttelte nur den Kopf, Andreas Schieder (SPÖ) warf Vilimsky „russische Propaganda“ vor.

Lena Schilling (Grüne) und Helmut Brandstätter (Neos)
Lena Schilling (Grüne) und Helmut Brandstätter (Neos) © APA / Georg Hochmuth

Vilimsky blieb die gesamte Debatte über angriffig, teilweise auch gegen den ORF und die Moderatoren Tobias Pötzelsberger und Raffaela Schaidreiter, beispielsweise als es um Migration ging und sich Vilimsky darüber beschwerte, dass irreguläre Migration vom ORF als Migration bezeichnet werde. Schieder warf er vor, Islamisten-Freund zu sein, was dieser mit „Sie sind das Letzte“ quittierte.

Reinhold Lopatka stellte die ÖVP-Forderung beim Verbrenner-Thema klar
Reinhold Lopatka stellte die ÖVP-Forderung beim Verbrenner-Thema klar © AFP / Joe Klamar

Grünen-Kandidatin Lena Schilling, die einzige Frau in der Runde, war anfangs bei den Umweltthemen in ihrem Element, ergriff dann aber kaum noch das Wort – oder ging im heftigen Streit der anderen Kandidaten unter. Am Ende, als es um die Zukunft und mögliche Reformen der EU selbst ging, hielt Schilling eine Lobrede auf die Union, während Vilimsky forderte, die nationalen Parlamente aufzuwerten und mehr auf direkte Demokratie zu setzen. Er wolle aber keinen Austritt aus der EU.

Gegen Ende beruhigte sich die Debatte, in der überraschende Ansagen ausblieben, ein wenig. Doch auch bei den abschließenden Tipps zum nächsten Fußball-Europameister, als alle fast auf Österreich tippten oder jedenfalls auf Österreich hofften, sagte Vilimsky bloß: „Ich habe keine Ahnung.“