Die Grünen werden mit Lena Schilling in die EU-Wahl am 9. Juni gehen – koste es, was es wolle. Auch die jüngsten Vorwürfe, wonach die 23-Jährige im privaten Umfeld Überlegungen zu einem fliegenden Wechsel im Europäischen Parlament zur Linksfraktion gewälzt haben soll, wird daran nichts ändern. Im Gegenteil. Die Grünen stellten sich noch resoluter als bisher hinter Schilling, die ihrerseits am Mittwoch ihr Aktivistinnendasein beendete und der Regierungspartei beitrat.
Die Grünen orten, nicht zum ersten Mal, eine „Kampagne“, zwischenzeitlich sogar „Silberstein-Methoden“, wie Olga Voglauer auf einer Pressekonferenz sagte. Diesen Vorwurf nahm die Generalsekretärin der Grünen aber ein paar Stunden später mit Bedauern zurück, ebenso wie die in den Raum gestellte Verbindung zwischen Sebastian Bohrn Mena und SPÖ-Spitzenkandidat Andreas Schieder, weil sich diese einige Jahre dieselbe SPÖ-Sektion teilten. Das ist zwar tatsächlich der Fall, doch seit Bohrn Menas Parteiaustritt ist diese „Verbindung“, die nie eine enge war, naturgemäß schwer gestört.
Grüne Verschwörungstheorien
Voglauer ging auch insofern in die Offensive, als sie Fragmente jener Medienanfragen verlas, die in den vergangenen Tagen an die Grünen gerichtet worden waren. Darunter etwa, ob Schilling ihr Buch („Radikale Wende“) selber geschrieben und welche Lehrveranstaltungen sie an der Uni besucht habe. Auch seien „Männernamen abgefragt worden“, wie die Parteimanagerin erzählte, um offenbar Verhältnisse Schillings zu recherchieren, insinuierte Voglauer. Bei diesen Fragen handelt es sich nicht um Anfragen, die der „Standard“, der führend in der Causa berichtet, an die Grünen geschickt hatte. Das offensichtliche Motiv hinter dieser Transparenz: Die Grünen wollen sich gegen weitere Aufdeckungen immunisieren.
Schillings war einerseits bemüht, konkrete Vorwürfe zu entkräften, andererseits versuchte sie aber auch, die von Voglauer dargestellten parteipolitischen Implikationen zu relativieren. Das war, neben den später zurückgenommenen Verschwörungstheorien der Parteimanagerin, eine weitere Auffälligkeit dieser Pressekonferenz. Es schien, als seien Schilling die verbalen Ausflüge Voglauers nicht ganz recht.
Die Klimaschützerin gab sich kämpferisch. „Ich bin an dem Punkt, an dem es mir reicht“. Sie habe Angebote anderer Parteien gehabt, sich aber bewusst wegen der Klimapolitik für die Grünen entschieden. Diesen Schritt werfe ihr nun ihr ehemaliges Umfeld vor, sagte Schilling sinngemäß. Als sie in einem Chat im November schrieb, dass sie „niemanden so gehasst“ habe wie die Grünen, sei auch dabei gestanden, dass sie „glaube, lernen zu können, wie eine Grüne zu fühlen“.
Ob die Grünen durch die Causa Schaden nehmen, ist unsicher. Eine Umfrage mit 1200 Befragten von Unique Research für Puls4/ATV zeigt kaum Bewegung. Schon im Februar lagen die Grünen bei diesem Institut bei nur mehr 8 Prozent, diesen Wert erreicht die Partei auch nach Auftauchen der Vorwürfe. Da war allerdings die jüngste Volte noch nicht bekannt.