Die Stellung der Frau in der Kirche, die missionarische Ausrichtung der Kirche und mehr innerkirchliche Partizipation: Diese drei Themenbereiche sind für die Kirche in Österreich prioritär im Blick auf die nächste Welt-Synodenversammlung im Oktober in Rom. Das geht aus dem am Mittwoch veröffentlichten Österreich-Bericht hervor, der ebenso an das vatikanische Synodensekretariat übermittelt wurde. Erstellt wurde der Bericht vom von der Bischofskonferenz eingesetzten nationalen Synodenteam unter Erzbischof Franz Lackner, der als Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz auch an der Weltsynode teilnimmt.

Insgesamt 14 Themen

Grundlage für den Österreich-Bericht sind die Rückmeldungen der Diözesen auf den Synthese-Bericht der Weltsynode (SB) im vergangenen Herbst. Weitere Rückmeldungen kamen von den fachlich zuständigen Bischöfen innerhalb der Bischofskonferenz, die gemeinsam mit den jeweiligen Fachleuten und kirchlichen Organisationen den Synthese-Bericht inhaltlich vertieften. Das jetzt vorliegende Papier benennt auf acht Seiten insgesamt 14 Themenfelder.

Frauen-Diakonat im Fokus

Höchste Priorität hat im Österreich-Bericht der Themenbereich „Frauen im Leben und in der Sendung der Kirche“, wo es heißt: „Herausragende Bedeutung für ein glaubwürdiges Kirche-Sein in der Mission kommt in den Rückmeldungen der ‚Frauenfrage‘ zu.“ Zwar gebe es in der österreichischen Kirche gute Erfahrungen mit Frauen in kirchlichen Leitungspositionen, was aber nur als Teilantwort erscheine. Beklagt werde weiterhin ein „enormer Glaubwürdigkeitsverlust der Kirche und im Zusammenhang damit auch eine massive Gefährdung ihrer Sendung, solange diese Frage nicht (umfassend) zufriedenstellend gelöst ist“.

Neuer Missionsbegriff

Die zweithöchste Wichtigkeit wird im Österreich-Bericht dem Thema „Kirche ist Mission“ beigemessen. Grund dafür dürfte nicht zuletzt folgende lapidare Feststellung sein: „Generell zeigt sich, dass die Kirche in Österreich Mission neu lernt und lernen muss.“ Schlüsselbegriffe für eine missionarische Haltung seien Dialog, Praxis und Inkulturation. Gefordert seien missionarische „Qualitäten“, wie „der Mut zum Zeugnis, die persönliche Glaubwürdigkeit wie auch die Fähigkeit, Menschen wertschätzend zuzuhören und auf ihre Bedürfnisse einzugehen – insbesondere in Bezug auf kritische Menschen oder in Konflikten“.

Priester und Laien auf gleicher Stufe

Als vordringlich für die Glaubwürdigkeit einer synodalen Kirche wird „das Miteinander von Priestern und Laien und die gleichwertige Mitgestaltung des kirchlichen Lebens“ gesehen. Diese Thematik steht an dritter Stelle der Prioritätenliste und betrifft die kirchlichen Strukturen. „Geweihte und Nichtgeweihte [sollen] in die Entscheidungen auf allen Ebenen der Kirche eingebunden werden“, ist zu lesen. Entwickelt werden müsse „eine Kultur der echten Mitentscheidung, nicht nur der Beratung oder Beteiligung an der Entscheidungsfindung“. Es brauche u.a. transparente Entscheidungsvorgänge und die Rechenschaftspflicht funktionierender Gremien nach innen und nach außen.

Zölibat auf Zeit und verheiratete Priester

Dafür heißt es an anderer Stelle dazu: „Es wäre notwendig, den Zölibat als einen ‚letzten Rest christlicher Radikalität‘ besser vorzubereiten, zu begleiten und in verschiedene Formen des Gemeinschaftslebens einzubetten.“ Angedacht werde auch ein Zölibat „auf Zeit‘“. Denn ein nicht geglücktes zölibatäres Leben könne auch Krankheiten zur Folge haben.

Gemeinschaftliche Entscheidung

Zudem werde es als wichtig erachtet, die Rolle der Bischofskonferenzen sowie die Kollegialität national und weltkirchlich aufzuwerten und zu stärken: „Bischofskonferenzen könnten z.B. bei der Suche nach Kandidaten für das Bischofsamt, bei der Bischofsernennung oder der Überprüfung bischöflichen Handelns mitwirken.“

„Gastfreundschaft“ für Ehepartner soll Abendmahlfrage lösen

Konkrete Anregungen aus Österreich kommen zur Ökumene, wo hierzulande die vielfältige Zusammenarbeit und herzliche Verbundenheit zwischen den christlichen Konfessionen hervorgehoben wird. So wünsche man sich von der Synode ein gemeinsames Osterdatum orientiert am Julianischen Kalender sowie die Anerkennung und allgemeine liturgische Verwendung des Großen Glaubensbekenntnisses, jedoch ohne „filioque“. Weiters wird vorgeschlagen, für konfessionsverbindende Ehepaare eucharistische Gastfreundschaft zu ermöglichen.