Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat die Vorwürfe gegen die Grünen-Spitzenkandidatin bei der EU-Wahl Lena Schilling zurückhaltend kommentiert. Wer als junger Mensch mache keine Fehler, sollte sie überhaupt einen gemacht haben, meinte er am Dienstag in einem Ö1-Interview. Er habe jedenfalls sicher welche gemacht. Verzichten könnte Van der Bellen darauf, das Privatleben in Wahlkämpfe hineinzuziehen: „Politik ist das eine und Privatleben ist das andere.“
Das Staatsoberhaupt betonte, Schilling noch nicht zu kennen. Er habe aber mit den Spitzenkandidaten Termine für diese Woche vereinbart. Grundsätzlich hielt Van der Bellen fest, er freue sich über jeden jungen Menschen, der bereit sei, seine Zeit für wichtige Dinge wie Maßnahmen gegen die Klimaänderung oder die EU-Wahl zu opfern.
Er habe sich auch oft gefragt, ob der Ton in der Politik in den vergangenen Jahren unversöhnlicher geworden sei, erklärte der ehemalige Grünen-Chef. Doch sei der Ton auch in den 50er- und 60er-Jahren zwischen SPÖ und ÖVP schrill gewesen. Daher soll man jetzt diesbezüglich nicht übertreiben: „Aber der Ton ist zu schrill“, befand der Präsident.
Interne Kritik an grüner Krisenkommunikation
Schilling war wegen privater Aussagen, die von mehreren Blättern aufgegriffen wurden, zuletzt unter medialen Druck geraten. Ein betroffenes Aktivisten-Ehepaar hat laut Medienberichten Klage gegen sie eingebracht.
Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) meinte zur Debatte in der Mittags-„ZiB“, es sei sicher auch für das grüne Regierungsteam eine schwierige Phase: „Aber es ist halt so.“ Fehler passierten jedem. Verkehrssprecher Hermann Weratschnig ist offenbar mit der Krisen-Kommunikation nicht ganz glücklich: Wahrscheinlich sei diesbezüglich nicht alles so gelaufen, wie es geplant gewesen sei.
In der Sitzung des Grünen Klubs im Vorfeld der Plenartagungen des Nationalrats am Mittwoch und Donnerstag wurde Schilling das Vertrauen ausgesprochen. In einer kurzen Stellungnahme hieß es nur knapp, dass der Klub „weiterhin geschlossen hinter Lena Schilling stehe“.