Die FPÖ ist mit weitreichenden Ermittlungen in den eigenen Reihen konfrontiert. Wie mehrere Medien berichten, ermittelt die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) seit einigen Tagen gegen aktuelle und frühere Spitzenpolitiker aus den blauen Reihen. Im Zentrum der Ermittlungen steht der Verdacht, dass es in der Zeit, als die Blauen in der Regierung saßen (Jänner 2018 bis Mail 2019), zu mutmaßlicher Inseratenkorruption gekommen sei. Nun werde wegen Bestechung, Bestechlichkeit und Untreue ermittelt. Die WKStA bestätigte die Ermittlungen auf Anfrage.
Der ehemalige FPÖ-Parteichef und Vizekanzler Heinz-Christian Strache und Mediengruppe-„Österreich“-Chef Wolfgang Fellner werden als Verdächtige geführt. Ermittelt wird zudem gegen Parteichef Herbert Kickl, den steirischen FPÖ-Chef Mario Kunasek, den Dritten Nationalratspräsidenten Norbert Hofer und die ehemalige Gesundheitsministerin Beate Hartinger-Klein. Alle Genannten sollen in ihrer Amtszeit auffällig viele Inserate im Gratisblatt „Österreich“ geschaltet und dafür positive Berichterstattung erhalten haben. Es gilt die Unschuldsvermutung. Der Auftrag zu den nun laufenden Ermittlungen soll von der Oberstaatsanwaltschaft (OStA) Wien gekommen sein. Gegenüber dem „Standard“ meinte Fellner, dass er für die SMS von Strache „definitiv nicht zuständig“ sei. Der Vorwurf der Inseratenkorruption sei absurd, er sei nicht für Inseratenverkäufe zuständig und habe stets kritisch über die FPÖ berichtet.
Strache-Chats als Auslöser
Erst Anfang April wurden Chats publik, die zeigen, wie Strache 2019 mehrfach bei Fellner intervenierte. Er beschwerte sich etwa über Auftritte des früheren FPÖ-Politikers Ewald Stadler, dem er einen Hass auf die FPÖ attestierte, bei den Fellner-Medien, wobei er mit einem Inseratenstopp drohte. Die Einladung Stadlers sei ein „äußerst unfreundlicher Akt uns gegenüber“, schrieb Strache. Fellner antwortete zwar nicht direkt, doch geht aus späteren Nachrichten hervor, dass Strache mit seiner Intervention wohl Erfolg hatte. Stadler wurde durch FPÖ-„Urgestein“ Andreas Mölzer ersetzt. „Ich habe Ihnen auf Ihren Wunsch zugesagt, dass ich Stadler durch Mölzer ersetze, und das auch sofort umgesetzt – aber das geht natürlich nur, wenn er da ist“, schrieb Fellner an Strache, nachdem dieser einen Inseratenstopp in den Raum gestellt hatte. Bald darauf schrieb Strache in eine FPÖ-interne Chatgruppe: „Bitte weiter bei Fellner schalten. Wir haben es geklärt! Er kommt uns entgegen.“