Der bulgarische Enthüllungsjournalist Christo Grosew erhebt schwere Vorwürfe gegen Österreich. 20 Jahre lang lebte er in Wien, bis er aus Angst um sein Leben die Hauptstadt fluchtartig verlassen musste, nachdem ihn der Geheimdienst gewarnt hatte, dass seine Sicherheit nicht mehr gewährleistet sei.

Ott soll mit Marsalek zusammengearbeitet haben

Grosew recherchiert intensiv zu russischen Einflüssen und Verstrickungen. Mit seinem Team hat er unter anderem herausgefunden, dass die russische Staatsspitze hinter dem Giftanschlag auf Alexei Nawalny stecken soll. Erst Anfang dieser Woche machte er zudem publik, dass russische Geheimdienste hinter dem mysteriösen Havanna-Virus stecken könnten, unter dem vor allem amerikanische Agenten litten.

In Österreich geriet Grosew mithilfe des mittlerweile verhafteten Ex-Verfassungsschützers Egisto Ott ins Visier der Russen. Ott soll Grosews Meldedaten gesammelt und an den ehemaligen Wirecard-Chef Jan Marsalek weitergegeben haben, der im Verdacht steht, für Russland zu spionieren.

„Sie haben geholfen, in meine Wohnung einzubrechen, den Computer meiner Familie zu stehlen und ihn dem russischen Geheimdienst zu übergeben. Das kommt mir vor wie ein Vertrauensbruch par excellence“, sagte Grosew im Ö-1-Mittagsjournal. Zu den Vorwürfen gegen Ott wollte sich Grosew mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht weiter äußern.

Generell sei es aber um das Image Österreichs nicht gut bestellt. „In Wien gibt es mehr russische Handlanger als Polizisten“, sagte Grosew kürzlich in einem Interview mit dem Falter. Schon nach dem Sturm auf das BVT durch Ex-Innenminister Herbert Kickl 2018 sei viel Vertrauen zerstört worden. Internationale Partner hätten sich von Österreich abgewandt, Ähnliches könnte nun wieder passieren. „Ich befürchte, dass auch dieses neu gewonnene Vertrauen bei einer Veränderung der politischen Landschaft in Österreich schnell wieder verloren gehen könnte“, so Grosew.

Der Historiker und Spionage-Experte Thomas Riegler meint in der ZiB1, Österreich habe in der ganzen Causa „kein gutes Bild abgegeben“. Innenminister Gerhard Karner hielt fest, dass derzeit in alle Richtungen ermittelt werden würde.