Vor dem Eingangsportal zum Stephansdom stauen sich in den Mittagsstunden die Massen, allerdings nicht, weil wie zu Weihnachten die Besucher der Kathedrale von schwer bewaffneten Polizisten in Augenschein genommen werden, sondern weil das touristische Aufkommen zu Beginn der Osterwoche in der Bundeshauptstadt offenbar wieder alle Rekorde sprengt. Im Umfeld der Kirche und in den angrenzenden Straßen sind denn auch keine Polizeifahrzeuge anzutreffen. Ähnlich das Ergebnis eines Lokalaugenscheins auf der Freyung, wo der traditionelle Ostermarkt Wiener und Touristen in großer Schar anlockt.
Seit dem verheerenden Anschlag auf eine Konzerthalle in Moskau sind die österreichischen Sicherheitsbehörden wieder verstärkt in Alarmbereitschaft. Sollten sich nämlich die Hinweise bestätigen, dass das Attentat in der russischen Hauptstadt von einer tadschikisch-afghanischen IS-Gruppe verübt worden ist, würde es sich um denselben IS-Ableger handeln, der zu Weihnachten den Stephansdom und den Prater im Visier hatte. Knapp vor dem Heiligen Abend wurden in Wien vier Verdächtigte der Gruppe „Islamischer Staat Provinz Khorasan“ (ISPK) festgenommen, zwei Personen befinden sich immer noch in U-Haft. Um den Heiligen Abend herum, am Christ- und Stefanitag wie auch zu Silvester war die polizeiliche Präsenz in der Wiener Innenstadt eine besonders hohe.
Das Innenministerium verlautete gestern gegenüber der Kleinen Zeitung, es gebe „keine konkrete Bedrohung, aber eine latent erhöhte Gefährdung.“ Man sehe derzeit keinen Grund, die Terrorwarnstufe anzuheben. Seit dem Massaker der Hamas am 7. Oktober gilt in Österreich die zweithöchste Warnstufe. In den nächsten Wochen werde nicht nur christliche, sondern auch jüdische Einrichtung verstärkt bewacht und bestreift. Die Christen feiern Ostern, die Juden im Laufe des Monats April Pessach.
Unterschiedlich reagieren die anderen europäischen Länder auf den Terroranschlag. Während in Frankreich und in Italien die Terrorwarnstufe angehoben wurde, sehen Deutschland oder auch Belgien keinen Grund, eine Änderung vorzunehmen. In Paris beginnen in vier Monaten die Olympischen Sommerspiele. In den letzten Tage machten Hinweise über mögliche Anschläge auf Schulen in Nordfrankreich die Runde. In Italien gilt die besondere Aufmerksamkeit sensiblen Zielen wie Bahnhöfen, Flughäfen, Botschaften, Denkmälern und Kirchen. Die Kontrollen betreffen unter anderem das Areal rund um den Vatikan.