Der ehemalige österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) wurde am vergangenen Freitag wegen einer Falschaussage im Ibiza-U-Ausschuss nicht rechtskräftig zu acht Monaten bedingter Haft verurteilt, sein ebenfalls angeklagter Ex-Kabinettschef Bernhard Bonelli zu sechs Monaten. In zwei von drei Anklagepunkten wurde Kurz freigesprochen.
In mehreren Interviews, die der 37-Jährige seit seiner Verurteilung gegeben hat, beteuerte er seine Unschuld und betonte mehrfach, dass das Urteil ungerecht sei. Er kündigte außerdem an, auf jeden Fall Berufung einzulegen und zeigte sich von einem für ihn positiven Ausgang des Verfahrens überzeugt. Nicht grundlegend anders präsentierte sich Kurz am Montagabend in der ORF-ZiB 2 beim Interview mit Armin Wolf, wenngleich durchaus angriffiger.
Das ZiB 2-Interview mit Sebastian Kurz
Parteipolitisches Komplott nicht ausgeschlossen
Als Eröffnungsfrage wollte Wolf von Kurz wissen, ob er in der Verurteilung eine Art parteipolitisches Komplott gegen ihn sehe. „Der Prozess ist nur deshalb zustande gekommen, weil mich Abgeordnete der Opposition angezeigt haben. Das deutet auf eine politische Komponente hin“, verwies Kurz auf einen möglichen parteipolitischen Hintergrund. Generell sei das Urteil für ihn ungerecht. Kurz betonte im Interview mehrmals, dass es noch nie einen Prozess wegen Falschaussage gegeben habe, bei dem eine hundertseitige Anklageschrift oder ein zwölftägiger Prozess notwendig gewesen wären.
Der Richter habe sein Urteil unter anderem damit begründet, dass Kurz die Frage im U-Ausschuss, ob er involviert gewesen sei, ausführlicher als nur mit „Ja“ hätte beantworten müssen. Als Wolf ihm daraufhin die Frage aus dem Protokoll des U-Ausschusses vorlas, unterbrach ihn der Altkanzler mehrmals und meinte, der Journalist würde die Frage falsch darstellen: „Wetten, dass das falsch ist?“, gab Kurz Wolf zu verstehen. Der Ex-Kanzler räumte ein, dass er gewisse Teile im U-Ausschuss besser beantworten und sich durchaus besser vorbereiten hätte können. Die daraus resultierenden Sanktionen sieht er für die Schwere des Vorwurfs dennoch als zu hart an.
Politik-Comeback ausgeschlossen
Kein gutes Haar ließ Kurz an Thomas Schmid, der vom Gericht als glaubwürdig eingestuft wurde und als möglicher Kronzeuge in der Inseraten-Korruptionsaffäre gilt. „Thomas Schmid hat mit seiner Mama gesprochen und beschlossen, sein Leben zu ändern. Dann schreibt er in seinen Lebenslauf, dass er Geiseln aus dem Jemen befreit hat. Da fragt man sich schon: Willst du uns etwa verraten?“ Als Gegenargument konfrontierte Wolf Kurz damit, dass er in einem Interview behauptet habe, ein Studium ohne Abschluss absolviert zu haben. Diesen Vorwurf moderierte der Ex-Kanzler mit einem „Glückwunsch zu dieser Recherche“ ab.
Ein mögliches politisches Comeback schloss der heutige Unternehmer Kurz kategorisch aus. Trotz Umfragen, die ihn mit einer neuen eigenen Liste in Verbindung bringen, fühle er sich in seinem aktuellen, neuen Leben wohl und wolle weder bei der nächsten noch bei künftigen Wahlen als Politiker antreten.