1,8 Milliarden Euro schwer ist der Auftrag des Bundesheeres für 225 neue „Pandur EVO“, der am Montag unterschrieben wurde. Was viele dabei wundert: der durchschnittliche Stückpreis von rund 8 Millionen Euro für einen Radpanzer. Ein Teil der Wahrheit hinter den hohen Kosten verbirgt sich im Turm auf dem Fahrzeug. Denn zu den acht bestellten Pandur-Varianten zählt auch eine mobile Fliegerabwehr mit einer „Superwaffe“ gegen Drohnen und ballistische Flugkörper – der „Skyranger 30“ des Düsseldorfer Rüstungskonzerns Rheinmetall.

Am Mittwoch präsentierten Verteidigungsministerin Klaudia Tanner und der Chef von „Rheinmetall Air Defence“, Oliver Dürr, Details über den auch international Aufsehen erregenden Deal. Österreich erhält nämlich als erster Kunde in Europa das noch in Entwicklung befindliche Flugabwehr-System. „Damit übernehmen wir eine Vorreiterrolle in der bodengebundenen Luftabwehr“, zeigte sich Tanner stolz. Mit der Bestellung der 36 „Skyranger“-Türme hat man die Nase knapp vor der Deutschen Bundeswehr, die zunächst 19 Stück für ihre „Boxer“-Radpanzerflotte ordern wird. Auch für Rheinmetall ist der erste Serienauftrag von Bedeutung, man spricht vom „endgültigen Marktdurchbruch“. Neben Deutschland stehen noch Dänemark und Ungarn vor einem Kauf.

Speziell für das Bundesheer entwickelt der Konzern einen besonders leichten Turm (Gewicht: immer noch fast drei Tonnen), der in den verhältnismäßig kleinen „Pandur EVO 6x6“ integriert werden kann. Keine Abstriche macht man bei der Bewaffnung, und die hat es für österreichische Verhältnisse in sich: Die 30-Millimeter-Revolverkanone verschießt in der Sekunde 16 Geschosse sogenannter „Air-Burst“-Munition. Diese bildet durch intelligente Programmierung unmittelbar vor dem Ziel eine Wolke aus je 160 Subprojektilen. Der Effekt: Auch kleinste und wendige Drohnen werden zuverlässig ausgeschaltet, und das aus einer Entfernung von bis zu 2000 Metern. Selbst Schwärme autonomer Kampfdrohnen (derzeit noch ein Zukunftsszenario) können so bekämpft werden.

So in etwa wird der Pandur EVO 6x6 mit dem Skyranger aussehen
So in etwa wird der Pandur EVO 6x6 mit dem Skyranger aussehen © GDELS Steyr

Radar und Lenkwaffe

Bei Distanzen darüber hinaus kommen die beiden eingebauten Mistral-3-Lenkwaffen zum Einsatz, ihre Reichweite beträgt bis zu sieben Kilometer. Mit dieser Kombination aus Rohr- und Lenkwaffe erhält das Bundesheer eine mobile Flugabwehr für den Nächst- und Nahbereich, die theoretisch auch gegen tief fliegende Flugzeuge und Hubschrauber sowie Artilleriegranaten eingesetzt werden kann.

Weil das System mit 360-Grad-Radar und Infrarotsensoren ausgestattet ist, liefert es der Besatzung im Fahrzeug ein eigenes Luftlagebild. Künstliche Intelligenz hilft dabei, die Ziele zu identifizieren. In Österreich wird der „Skyranger“ aber in das große Goldhaube-System der militärischen Luftraumüberwachung eingebunden sein. Ein „Pandur EVO“ mit Fliegerabwehrturm ist im Gegensatz zum Mannschaftstransporter mit maximal vier Soldaten besetzt. Eingesetzt werden kann er sowohl im Inland als auch im Auslandseinsatz – etwa wenn es darum geht, Objekte, größere Verbände oder Transporte vor Bedrohungen aus der Luft zu schützen. Allerdings: Mit dem neuen Transportflieger C-390 lässt sich die mobile Fliegerabwehr nicht verlegen, dafür ist der Turm zu hoch.

Diashow: Großbeschaffungen des Bundesheeres

Über die Beschaffungskosten halten sich Kunde und Lieferant bedeckt. Der „mittlere dreistellige Millionenbetrag“ sei jedenfalls im Gesamtvolumen von 1,8 Milliarden Euro enthalten. 36 Radpanzer mit „Skyranger“ sollen von 2026 bis 2030 beim Bundesheer ankommen, sie werden auf die vier Landbrigaden aufgeteilt. „Diese Beschaffung wird die Fähigkeitslücken in der mobilen Luftverteidigung des Bundesheeres schließen“, so Ministerin Tanner.