Auf große Reden folgen intimere Gesprächsabende. Wer die Akteurinnen und Akteure der Spitzenpolitik aus der Nähe erleben möchte, hatte zuletzt allerhand Gelegenheiten dazu. Nachdem die Parteichefs von ÖVP, SPÖ und FPÖ zum politischen Aschermittwoch geladen und sich mit teils deftigen Reden der jeweiligen Basis zugewandt hatten, gehen es die Grünen ruhiger an. Unter dem Motto „setz ma uns z’szamm“ lädt der Parlamentsklub rund um Klubchefin Sigi Maurer am Donnerstag in ein Wiener Wirtshaus, etwa 65 bis 70 Personen haben sich angemeldet. Weitere Termine folgen im März und April, darunter auch im oststeirischen Gleisdorf. Anmelden kann sich jeder für einen „Austausch auf Augenhöhe“ mit den Abgeordneten, wie es auf der entsprechenden Website heißt.
Keine Partei hat bisher offiziell den Wahlkampf ausgerufen. Doch der Wahltermin rückt näher, selbst wenn regulär im September gewählt werden sollte. Bevor in den Monaten vor dem Urnengang mittels Kampagnen und TV-Diskussionen ganz offen um Stimmen gerungen wird, suchen die Parteien aktuell nach Möglichkeiten, schon einmal Parteimitglieder und -sympathisanten auf die jeweiligen Grundwerte einzuschwören und sich vom politischen Mitbewerb abzugrenzen.
ÖVP präsentierte Österreich-Plan
Mit besonderem Pomp hat ebenjene Grundwerte die ÖVP ihrer Anhängerschaft in Erinnerung gerufen. Nach der Rede von Bundeskanzler Karl Nehammer vor knapp einem Jahr erarbeite die Partei einen gut 80-seitigen „Österreichplan“, der einmal mehr die Schlagworte Leistung, Familie und Sicherheit ins Zentrum des türkis-schwarzen Weltbilds rückten sollte. Präsentiert wurde der Plan Ende Jänner in der gut gefüllten Messehalle Wels, Themen daraus griff der türkise Parteichef auch am Aschermittwoch in Klagenfurt auf. Und obwohl der „Österreichplan“ vor allem in der Parteiakademie mit eingeladenen Expertinnen und Experten ausgearbeitet wurde, war die Parteispitze im Herbst durch die Bundesländer getourt, um dessen Inhalte bei öffentlichen Veranstaltungen mit Funktionären und Sympathisanten abzustimmen.
FPÖ freut sich über volle Hallen
Auf volle Hallen setzt auch FPÖ-Chef Herbert Kickl. Die FPÖ unter Jörg Haider war es, die die Tradition des politischen Aschermittwochs aus Bayern nach Österreich importiert hat. Seither scharen die Freiheitlichen jedes Jahr zu Beginn der Fastenzeit in Ried im Innkreis ihre Anhängerschaft um sich. Rund 2000 waren es heuer, der blaue Parteichef setzte auf bewährte Themen und wetterte gegen das politische „Establishment“, „Mainstream-Medien“ und „linke Dekadenz“. Nur einige Wochen zuvor war das Neujahrstreffen der Partei im steirischen Premstätten über die Bühne gegangen, im Herbst war die Parteispitze im Zuge ihrer „Heimat-Tour“ durch die Bundesländer gezogen.
SPÖ tourt durch alle Bezirke
Lieber im kleineren Rahmen trat dagegen zuletzt SPÖ-Vorsitzender Andreas Babler auf. Seit seinem Amtsantritt im Sommer tingelt er quasi durchgehend durch Österreich, besucht Betriebe, lokale Parteiorganisationen und Volksfeste. Nach und nach sämtliche Bezirke Österreichs zu besuchen, ist das erklärte Ziel des Parteichefs, der sich während des parteiinternen Wahlkampfs gerne als Kandidat der Basis präsentierte. Am Aschermittwoch trat Babler immerhin vor 500 Interessierten im steirischen Kobenz auf, forderte bei zünftiger Atmosphäre Vermögenssteuern und eine Kindergrundsicherung und holte kräftig gegen die ÖVP aus, die den Bezug zur Realität verloren habe.
Bierpartei auf Mitgliedersuche
In einer anderen Situation ist freilich die Bierpartei rund um Dominik Wlazny: Bevor sie ihre Basis mobilisieren kann, muss diese erstmal aufgebaut werden. 20.000 Parteimitglieder oder einen entsprechenden Betrag an Spenden will man gewinnen, um bei der Nationalratswahl anzutreten. Ein Interesse scheint zumindest zu bestehen: Als die Bierpartei kürzlich zu einer Versammlung rief, standen mehrere Hundert Menschen vor dem „Schutzhaus Zukunft“ im 15. Wiener Gemeindebezirk Schlange.
Neos wollen „lieber arbeiten“
Bewusst ruhig verhalten sich bisweilen die Neos. Auf medial begleitete Touren verzichtete man bei den Pinken ebenso wie auf Aschermittwochstreffen. Sie fordere „ihre männlichen Kollgen“ auf, lieber „zu arbeiten, statt Reden zu schwingen“, erklärte Parteichefin Beate Meinl-Reisinger kürzlich auf einer Pressekonferenz.