Suspendierungen von Schülerinnen und Schülern steigen weiter stark an, vor allem in Wien und Oberösterreich. Bundesweit gab es im Schuljahr 2022/23 insgesamt 1912 Suspendierungen. Mit 814 entfielen fast die Hälfte dieser temporären Freistellungen auf Wien.

„Das sind höchst problematische Zahlen“, gesteht Wiens Vizebürgermeister und Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr von den Neos Montagabend im „ZiB2“-Interview mit Armin Wolf. Die beiden Hauptgründe dafür sieht der Politiker zum einen in der Corona-Pandemie, die sich negativ auf die Psyche und das Verhalten der Jugendlichen ausgewirkt hätte, und zum anderen in den internationalen Krisen, vor allem jener im Nahen Osten.

„Diese Konflikte finden nun auch in den Wiener Klassenzimmern statt“, sagt Wiederkehr. Dies deckt sich auch mit den Beobachtungen in den anderen Bundesländern. „Die religiöse Radikalisierung und Gewaltbereitschaft unter Schülerinnen und Schülern steigt. Das hat mit dem Nahost-Konflikt zu tun, aber war auch schon davor erkennbar“, erklärte der steirische Bildungslandesrat Werner Amon (ÖVP) etwa im vergangenen November. Dennoch sind die Fallzahlen der Steiermark (70 Suspendierungen im vergangenen Schuljahr) nicht mit jenen von Wien vergleichbar.

„Müssen früh ansetzen“

Mehr finanzielle Ressourcen würden helfen, um beispielsweise schulpsychologisches Personal einzustellen, meint Wiederkehr. Außerdem nimmt er die Bundesländer in die Pflicht, mehr Menschen nach einem Asylverfahren aufzunehmen. Über 90 Prozent würden nach Wien kommen. Das ergäbe automatisch Konfliktpotential.

Aber es gehe ihm auch ganz grundsätzlich darum, was die Schülerinnen und Schüler vermittelt bekommen und lernen. „Wir müssen Demokratie als Unterrichtsfach einführen. Wir müssen früh ansetzen, um sie davon zu überzeugen und auch gewisse Grundregeln des Zusammenlebens einfordern“, schlägt Wiederkehr vor. In Wien setze man dabei auch auf die außerschulische Jugendarbeit, beispielsweise in Parks. Dazu wurde vergangene Woche eine Fachstelle für Demokratie eingerichtet. Denn einige Jugendliche würden in eine Art Abwehrhaltung gehen, wenn es um das Thema Schule geht.

Mit den sogenannten Timeout-Klassen gibt es künftig ein weiteres Konzept, um verhaltensauffällige Schülerinnen und Schüler wieder auf den richtig Pfad zu leiten. Dabei werden zum einen die Eltern in Klassen geholt, um gemeinsam mit den Kindern an den Problemen zu arbeiten und zum anderen gibt es die Möglichkeit von eigenen kleinen Förderklassen mit speziellem pädagogischen Konzept. In diesen würden die Kinder nur eine gewisse Zeit verbringen und danach wieder in den Regelbetrieb kommen.

So oder so müssen laut dem Neos-Politiker auch die Eltern in die Pflicht genommen werden. Beispielsweise könnte er sich Strafen für die Eltern vorstellen, wenn Kinder die Schule schwänzen oder sie nicht mit Lehrern beziehungsweise Sozialarbeitern sprechen wollen.