„Ich widerrufe diese Behauptung und entschuldige mich für meine Wortwahl.“ Mit diesen im September auf X, vormals Twitter, geposteten Worten hätte der Zwist zwischen dem Vösendorfer ÖVP-Bürgermeister Hannes Koza und den Wiener „Kinderfreunden“ abgeschlossen sein sollen. Koza hatte zuvor dem SPÖ-nahen Anbieter von Kinderbetreuung vorgeworfen, „Hass, Neid und Missgunst“ zu lehren. Die Kinderfreunde leiteten rechtliche Schritte ein, Koza musste die Behauptung widerrufen.
Nun berichten aber mehrere Medien übereinstimmend über schwere Vorwürfe gegen den niederösterreichischen Ortschef. Er soll die im Streit mit den Kinderfreunden entstandenen Anwaltskosten über die Gemeinde abgerechnet haben – und zwar getarnt als Beratungskosten für die Anschaffung eines neuen Feuerwehrautos. Ein Wiener Anwalt habe nun eine Sachverhaltsdarstellung bei der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt eingebracht. „Das geschilderte Verhalten ist möglicherweise strafbar und könnte die objektiven Tatbestände Veruntreuung, schwerer Betrug und Amtsmissbrauch erfüllen“, zitiert die „Kronen Zeitung“. Die Staatsanwaltschaft bestätigte am Freitag Ermittlungen.
Vizebürgermeister fordert Kozas Rücktritt
Gegenüber der „Krone“ räumte Koza ein, dass die Anwaltskosten über ein falsches Konto verrechnet worden seien, allerdings seien Antwaltskosten auch in der Vergangenheit von der Gemeinde getragen worden. „Ich war aber offensichtlich zu naiv, zu glauben, dass die gleichen Rechte, die einem SPÖ-Bürgermeister zustehen, auch einem bürgerlichen Bürgermeister zukommen“, sagte Koza. Das Geld – es geht um gut 1000 Euro – sei mittlerweile an die Gemeinde zurücküberwiesen worden.
Der Vösendorfer SPÖ-Vizebürgermeister Alfred Strohmayer zeigte sich empört und forderte den Rücktritt des türkisen Ortschefs. Das Verhalten Kozas sei „nicht nur moralisch letztklassig, sondern auch hochgradig strafbar“, heißt es in einer Aussendung. „Darüber hinaus fordere ich ihn auf, seine Aussagen gegenüber Vorgängerinnen und Vorgängern und der Sozialdemokratie umgehend zurückzunehmen, um eine Klage auf Verleumdung und Unterlassung zu verhindern. Wer Fehler macht, soll nicht auf andere zeigen, sondern muss selbst Konsequenzen ziehen.“
Die ÖVP Niederösterreich reagierte am Freitag zurückhaltend auf die Ermittlungen gegen Koza. Man nehme das Statement des Bürgermeisters zur Kenntnis, heißt es gegenüber der Kleinen Zeitung. Alles Weitere müsse die Justiz klären.