Eine Millionenerbin, die keine großen Stücke auf ihr riesiges Vermögen hält – damit wurde Marlene Engelhorn bekannt. Obwohl sie enorm viel von ihrer Großmutter Traudl Engelhorn-Vechiatto geerbt hat (es soll sich um einen zweistelligen Millionenbetrag gehandelt haben), setzt sie sich intensiv für eine stärkere Besteuerung vererbter Vermögen sowie eine faire Umverteilung ein.
Dass die 32-Jährige ihren Worten auch Taten folgen lässt, beweist sie nun mit der Gründung des Gremiums „Guter Rat für Rückverteilung“. 50 zufällig ausgewählte Personen sollen darin sitzen und darüber entscheiden, was mit 25 Millionen Euro ihres Vermögens geschehen soll. Sie selbst habe dabei keinerlei Mitsprache, betonte Engelhorn. Verfassungswidrige, lebensfeindliche, menschenverachtende und profitorientierte Zwecke seien ausgeschlossen. „Ich habe immer gesagt, ich möchte mindestens 90 Prozent rückverteilen, und jetzt geht es endlich um diese Rückverteilung“, sagte Engelhorn in der ZiB 3.
Verteilung für ein friedliches Miteinander
Für diese Initiative erhält die Wienerin viel Lob und Zuspruch, nicht nur von der Arbeiterkammer – Präsidentin Renate Anderl zollte ihr „großen Respekt“ –, sondern auch im Kommentarbereich der Kleinen Zeitung von unseren Userinnen und Usern. „Was Frau Marlene Engelhorn mit dieser Umverteilung anstößt, ist mutig, klug und zutiefst menschlich, weil es zeigt, dass nur eine bedingungslose globale Verteilung der Schätze dieser (geplagten) Erde zu einem friedlichen Miteinander führen kann. (…) Ich verneige mich und danke für uns und unsere Nachfahren. Möge diese Übung gelingen“, lobt etwa „stefan david“. User „salziere“ hebt hervor: „Solche Projekte (Stiftungen für Kinder und beeinträchtigte Personen, Anmerkung) gibt es tausendfach. Was hier gemacht wird, gehört unbedingt in die Gegenwart und Zukunft. Verteilung und Besteuerung neu gedacht, damit die Chancen für alle weniger Begüterten gesichert werden.“
Vorfahren nicht gewürdigt
Es gibt aber auch kritische Stimmen. „VwieVendetta“ streicht den Aspekt hervor, woher das Geld kommt: „Für mich ist das eine Missachtung der Lebensleistung ihrer Vorfahren. Wenn die ebenso gedacht hätten, wäre das Vermögen, welches sie jetzt verschenkt, gar nicht erst entstanden. Für mich ist das auch eine Form von Wohlstandsverwahrlosung.“
User „notokey“ könnte sich vorstellen, dass die Umverteilungsinitiative negative Folgen hat: „Es liegt nicht an der Verteilung des Geldes. Es liegt am Bildungsstand, am Fortschritt und erst in letzter Instanz an irgendeiner Umverteilung des Geldes. Passt die Bildung und passt der moralische Kompass, dann ist Umverteilung überflüssig. Jeder kann sich sein Leben schön machen. Geschenk-Umverteilungen schüren Neid. Denn irgendwo ist immer eine Grenze und es wird immer jemanden geben, für den diese Grenze ein rotes Tuch ist. Und weil nicht alle Gandhi sind, gibt es dann Zoff und den wird man nur unter Kontrolle bringen, wenn man strenger reglementiert und Zoff mit Zoff-Androhung unterbindet. Nein, ich will keine Revolution, die in einer Diktatur münden wird.“
Ja zur Erbschaftssteuer
Im Zusammenhang mit Marlene Engelhorn geht es auch immer um eine höhere Erbschaftssteuer. Genau diese fordert „Miss_Marple“: „Großartige, junge Frau! Mir geht es finanziell nicht schlecht, ich glaube, man würde unsere Familie der Mittelschicht zuordnen. Wir haben ein Haus, die Eltern jeweils auch eines. Wenn es da irgendwann ans Erben geht: Natürlich würde ich Erbschaftssteuer zahlen! Sofort! Von mir aus mit einem 100.000 oder 200.000 Euro Freibetrag, aber alles darüber gehört versteuert und damit unser Kranken- nach und nach zu einem Vorsorgekassensystem umgebaut.“ Und „homerjsimpson“ ergänzt: „Erben ist keine Leistung. Somit gibt es grundsätzlich keine Argumente gegen Erbschaftssteuern – über die Höhe und ab wann sie anfällt, z. B. erst ab 500.000 Euro und mit progressiv steigendem Steuersatz, kann man diskutieren. Dass leider weiter ÖVP und Co gegen Erbschaftssteuern genau mit dem Argument ‚Leistung muss sich lohnen‘ Stimmung machen und viele darauf reinfallen, die nie betroffen wären, ist tragisch. Komischerweise findet niemand was dabei, wenn echte Leistung (arbeiten) sehr wohl besteuert wird. Bescheuert besteuert.... das ist Österreich.“