Der Chef der Garde, Markus Reisner, ließ jüngst bei einer Buchpräsentation mit einem Redebeitrag aufhorchen. Zehn Prozent aller Grundwehrdiener, die in ganz Österreich eingezogen werden, absolvieren in der Garde ihre Ausbildung. Je nach Einrückungstermin liege, so der Kommandant, der Anteil der Österreicher mit Migrationshintergrund zwischen 50 und 75 Prozent. Heißt das, dass in erster Linie Österreicher mit Migrationsgrund bereit sind, im Ernstfall das Land mit der Waffe zu verteidigen, so wie auch im Pflege-, Gesundheits- und in anderen Bereich die Migranten das Rückgrat bilden?
Im Verteidigungsministerium sind Zahlen über den Migrationsanteil der Truppe nicht zu erhalten. Es werde nicht nach Herkunft unterschieden, man habe es ausschließlich mit Österreichern zu tun. Der hohe Anteil der Garde, die unter anderem bei Staatsbesuchen aufmarschiert, sei auch dem urbanen Raum geschuldet, so Reisner, die Gardesoldaten werden ausschließlich in Wien rekrutiert. 40 Prozent aller in Wien lebenden Menschen sind im Ausland geboren (in Österreich sind es 17 Prozent).
Im Ministerium ist man mit einer aufschlussreichen Umfrage zur Stelle. Während 30 Prozent aller Personen, die in Österreich zur Welt gekommen sind, bereit sind, im Fall eines militärischen Angriffs mit der Waffe zu verteidigen, liegt der Anteil bei den Österreicher, die im Ausland zur Welt gekommen sind, bei 38 Prozent. „Es ist bedenklich, wie niedrig die Wehrbereitschaft in Österreich ist“, klagt Verteidigungsministerin Klaudia Tanner gegenüber der Kleinen Zeitung.. Die Sicherheitslage um uns herum wird sich auch zusehends verschlechtern. Daher ist es als Verteidigungsressort unsere Aufgabe, diesen Wehrwillen wieder zu erhöhen. Wir müssen als Gesellschaft widerstandfähiger werden. Hier ist noch einiges an Arbeit zu tun.“
Der überproportional hohe Anteil ist auch der Demografie geschuldet. Jede vierte in Österreich lebende Person besitzt einen Migrationshintergrund. Die migrantische Community ist jünger (Durchschnittsalter von 35 Jahren) als die österreichische (43 Jahre), auch die Geburtenrate ist eine höhere (1,63 im Vergleich zu 1,41). Ein Drittel besitzt die österreichische Staatsbürgerschaft. Unter den Türken haben 58 Prozent einen österreichischen Pass, bei Personen aus dem ehemaligen Jugoslawien sind es 40 Prozent. So gesehen ist der Migrationsanteil bei den 18-Jährigen, die zur Musterung müssen, deutlich höher als in der Gesamtbevölkerung.