Frauen arbeiten nach wie vor mehr als Männer. Das ist der Kern der jüngsten Zeitverwendungsstudie der Statistik Austria, die im Vorjahr nach längerer Pause wieder durchgeführt worden war. „Arbeit“ inkludiert Erwerbsarbeit und unbezahlte Arbeit im Haushalt, in der Kindererziehung und im Ehrenamt.

Im Durchschnitt kommen beide Geschlechter täglich auf rund 7,5 Stunden Arbeit, Frauen mit 7:38 Stunden allerdings um 13 Minuten mehr als Männer. Bei der Aufteilung nach bezahlter und unbezahlter Arbeit ist die Spreizung weit größer, da Frauen über vier Stunden pro Tag Hausarbeit und Betreuung leisten, Männer aber nur etwa zweieinhalb Stunden. Seit 2008 hat sich zwischen den Geschlechtern insgesamt wenig verschoben.

Bei dieser vierten Untersuchung seit 1981 wurden 7900 Haushaltsmitglieder ab zehn Jahren befragt, die an zwei Tagen alle zehn Minuten ihre Tätigkeit angeben mussten. Im Lauf der Zeit hat sich die Methodik verfeinert, daher ist beim direkten Vergleich mit früheren Ergebnissen Vorsicht geboten. Trends seien aber herauslesbar, sagt Studienautorin Jana Trap von der Statistik Austria.

Die Ökonomin Katharina Mader, die an der WU Wien lehrt und für das arbeitnehmernahe Momentum-Institut tätig ist, hat auf die Studie bereits sehnsüchtig gewartet. „Unsere erste Reaktion war: ,Das kann doch nicht sein, dass sich gar nichts verbessert hat!‘“, so Mader. Sie vermutet, dass sich die jüngsten Krisen in den Daten widerspiegeln. „Wenn es knapp wird, dann greifen traditionelle Rollen besonders gut“, sagt die Ökonomin.

Die tägliche Dauer der Erwerbsarbeit beträgt bei Männern rund 5 Stunden und bei Frauen 3:19 Stunden. Das sind Durchschnittswerte, die auch Personen beinhalten, die gar nicht berufstätig sind, etwa Pensionisten unter 65 Jahren, ältere Schülerinnen oder Arbeitslose. Die Statistikbehörde fragte daher auch nach ausübenden Tätigkeiten, um den Zeitaufwand für jene zu ermitteln, die an den Tagen der Befragung tatsächlich im Büro waren, die eigenen Kinder betreuten oder gerade Freiwilligenarbeit leisteten. Bei dieser Berechnung kamen Männer zwar insgesamt auf einige Minuten mehr Arbeit, wobei auf die Erwerbsarbeit fast 9 Stunden entfielen (bei Frauen 7:27), während sie deutlich weniger unbezahlte Arbeit leisteten.

Grafik zur Zeitverwendung | Grafik zur Zeitverwendung
Grafik zur Zeitverwendung
| Grafik zur Zeitverwendung © KLZ / Infografik Kleine Zeitung

Die aktuelle Zeitverwendungsstudie gibt auch Einblick in die Freizeitgestaltung und deren Veränderungen. Bei der vorherigen war Social Media noch ein recht neues, vages Phänomen. Es zeigt sich unter anderem, dass jüngere Personen signifikant mehr Zeit mit digitaler Kommunikation verbringen als ältere. Generell dürfte die Nutzung von Social Media, Computerspielen und Streaming viel Zeit verschlingen, wobei es für eine spezifische Aufschlüsselung weiterführender Untersuchungen bedarf.

Ähnliche Forderungen wie 1981

Dass gesellschaftliche Veränderung auch bei der Haushaltsarbeit stattfindet, offenbart zumindest die langfristige Betrachtung. Bei der ersten Studie 1981 gab aber nur ein verschwindend geringer Anteil der Männer von unter 3 Prozent an, daheim zu kochen. Bei der aktuellen Befragung waren es bereits 51 Prozent (und 81 Prozent der Frauen).

Die frauenpolitischen Reaktionen klangen damals allerdings ähnlich, wie sie heute klingen. Vor 42 Jahren forderte Staatssekretärin Johanna Dohnal (SPÖ) eine Arbeitszeitverkürzung, damit sich die Hausarbeit besser zwischen den Geschlechtern verteilt. Zur Kleinen Zeitung sagt Ökonomin Mader heute: „Man müsste insgesamt an der Arbeitszeit drehen“, weil der Mann weiterhin als Hauptverdiener gelte und die Frau maximal als Zuverdienerin.