Der Tiroler Wirtschaftskammerpräsident Christoph Walser (ÖVP) hat Freitagnachmittag seinen Rücktritt bekannt gegeben. Er selbst sprach in einer Erklärung von „persönlichen Gründen“ und räumte gleichzeitig ein, dass er seiner „Rolle und Verantwortung als Unternehmer nicht immer den nötigen Platz eingeräumt“ habe. Wie eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Innsbruck gegenüber der APA erklärte, läuft gegen Walser ein Ermittlungsverfahren wegen Finanzstrafdelikten.
Nähere Details zu Ausgangspunkt und Stand des Ermittlungsverfahrens bzw. zu den konkreten Vorwürfen wollte die Sprecherin mit Verweis auf die entsprechenden Vorschriften nicht bekannt geben. Walser leitet neben seiner Tätigkeit als Tiroler Wirtschaftskammerpräsident und Bürgermeister der Gemeinde Thaur ein Transportunternehmen. Laut eigenen Angaben sind dort rund 60 Mitarbeiter beschäftigt.
Nachfolge offen
Der 48-Jährige selbst wollte zum laufenden Verfahren gegen ihn keine Stellungnahme abgeben. Dies gelte auch für die Zukunft, hielt er fest. Zum Schutz seiner Person und seiner Familie sei diese Entscheidung „die einzig richtige und notwendig, um der anstehenden Aufgabe professionell und verantwortungsbewusst zu begegnen.“ Auch sein Bürgermeisteramt, seine Funktionen im Tiroler Wirtschaftsbund sowie sein Amt als Präsident des Tiroler Tennisverbandes will er niederlegen.
Wer Walser nachfolgt, war vorerst unklar. Wirtschaftsbundobmann Franz Hörl kündigte an, nun die obersten Gremien in der Wirtschaftskammer und des Wirtschaftsbundes einzuberufen. Der Rücktritt Walsers – auch als Landesobmann-Stellvertreter im ÖVP-Wirtschaftsbund – sei „eine höchst persönliche Entscheidung und daher zu respektieren.“ Er bedankte sich bei Walser für seinen „leidenschaftlichen Einsatz“.
Schneller Aufstieg, plötzlicher Fall
Mit dem Rücktritt Walsers endete eine Politikkarriere vorzeitig, die hoffnungsfroh begann und stets auch Anlass für Karrierespekulationen bot. Der 48-jährige Transportunternehmer war Ende 2018 zum Nachfolger des langjährigen Präsidenten und ÖVP-Urgesteins Jürgen Bodenseer gewählt worden. Und der öffentlichkeitsbewusste Walser trachtete ab diesem Moment stets danach, auch medial entsprechenden Niederschlag zu finden. Sei es, als er dem damaligen Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) ans Herz legte, aus angeblichen Überforderungsgründen doch die Tourismusagenden abzugeben oder als er Platter im APA-Interview zum Bundespräsidentschaftskandidaten „hochloben“ wollte. In der Corona-Zeit, als Tirol lange unter medialem Dauerfeuer stand, fiel Walser zudem auch immer wieder mit markigen Sprüchen Richtung Wien auf.
Trotz oder vielleicht auch wegen all dem und auch aufgrund seiner Leutseligkeit und Tatkraft, galt er durchaus lange als eine Zukunftshoffnung der Landes-ÖVP. Und er selbst machte auch nur sehr versteckt einen Hehl daraus, dass er sich durchaus auch im Amt des Landeshauptmannes vorstellen konnte. Letztlich kam Walser aber nicht zum Zug, Platter „hievte“ den nunmehrigen Landeschef Anton Mattle in die Nachfolgerposition. Walser ging leer aus und befand sich seit der Landtagswahl 2022 doch ein wenig im politischen Abseits.