Bei einem Kurzbesuch in Wien haben Angehörige der israelischen Geiseln einen verzweifelten Appell an die Weltgemeinschaft gerichtet, alles zu unternehmen, damit das Internationale Rote Kreuz Zugang zu den 242 in Gaza festgehaltenen Geiseln erhält. „Ich bin sehr dafür, dass die in Gaza lebenden Palästinensern humanitäre Hilfe erhalten“, erklärt Tal Yeshurun im Gespräch mit der Kleinen Zeitung im Vorfeld des Lichtermeers am Heldenplatz. Er selbst habe als Soldat mit eigenen Augen gesehen, in welchem Elend die Menschen dort unter der Führung der Hamas leben. „Wenn man den Palästinensern humanitär hilft – warum soll das nicht auch für unsere Angehörigen gelten?“ Sieben Familienmitglieder werden von der Hamas festgehalten, darunter auch ein Cousin, der die österreichische Staatsbürgerschaft besetzt, drei Angehörige wurden ermordet. „Eine Tante konnte erst nach drei Wochen mittels DNA identifiziert werden“, so Yeshurun. „Da kann man sich vorstellen, was man ihr angetan hat.“
„Das darf keine Einbahnstraße sein“
Eli Albags 18-jährige Tochter Liri wurde in den Morgenstunden im Pyjama aus einer Militärbasis verschleppt. „Um 7 Uhr 44 hat sie mir noch geschrieben: Wir stehen unter Beschuss, aber mir geht es gut.“ Sie diente in der Armee, war allerdings nicht bewaffnet, weil sie als Späherin mit Frauen an der Grenze zu Gaza ihren Dienst versah. Auch er spricht sich für humanitäre Hilfe für die Gaza lebenden Palästinenser aus. „Das darf aber keine Einbahnstraße sein, das muss auch für unsere Angehörige gelten“, so Albag.
„Sollen wir wieder die Koffer packen?“
Lobend erwähnte Tal Yeshurun die Bemühungen der Bundesregierung. „Österreich tut sehr viel“, so der junge Israeli, der in Dublin lebt und in ganz Europa Anfeindungen verspürt. Seine Großeltern waren Deutsche und konnten rechtzeitig vor den Nazis flüchten. „Sollen auch wir jetzt wieder die Koffer packen? Das kann doch nicht sein.“
Kritik an der israelischen Regierung, dass diese zu wenig für die Befreiung der Geiseln tue, wird keine geäußert. „Der Regierung sind die Hände gebunden, die Hamas hat in der Frage die besseren Karten“, so Albag. Eher hoffe man auf die internationale Öffentlichkeit, dass sie Druck auf die USA, die EU, Ägypten, Katar und andere Länder ausübt, damit sie ihre verschleppten Angehörigen bald wieder in die Arme nehmen können.