Drei negative Ereignisse innerhalb weniger Tage – die peinliche Panne mit der Hercules-Maschine, der tödliche Unfall mit einem Leopard-Panzer, der Crash eines Hubschraubers – dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Bundesheer vor Selbstbewusstsein nur so strotzt. Begriffe wie „Quantensprung“, „historisch“, „eine neue Ära“ sind zuletzt oft in Armeekreisen zu hören, wenn es um die Investitionen und Beschaffungen geht. Am Nationalfeiertag werden sich die Soldaten und ihr Arbeitsgerät mit Stolz am Heldenplatz präsentieren.

Budget hat sich seit 2020 verdoppelt

Das letzte Woche präsentierte Budget macht das alles möglich. Erstmals steigt das Heeresbudget 2024 auf über vier Milliarden Euro, 2027 sollen es sogar fünf Milliarden sein. Seit 2020 hat sich das Budget mehr als verdoppelt. Bis 2027 stehen dem Heer 18,1 Milliarden zur Verfügung. Dass der Investitionsanteil knapp 30 Prozent beträgt und der Personalanteil unter 50 Prozent sinkt, ist auch im internationalen Vergleich beachtlich. Es gab Jahre, da fraßen Personal und Betrieb fast den ganzen Etat auf. Ex-Verteidigungsminister Thomas Starlinger warnte 2019 noch vor der „Pleite“ des Bundesheers.

Bewaffnete Drohen als Ergänzung zu Flugzeugen

Bewaffnete Drohnen. Was vor ein paar Jahren noch eine Illusion war, soll in den nächsten Jahren bei der Truppe ankommen. Exemplarisch dafür ist die Beschaffung einer Flieger- und Raketenabwehr mit einer Reichweite von 50 Kilometer im Rahmen der Sky-Shield-Initiative. Am Ende kann man damit gleichzeitig bis zu sechs Schutzobjekte vor Angriffen aus der Luft schützen. Auch bei den Drohnen und der Drohnenabwehr wagt sich das Heer in neue Bereiche vor. Von Kleindrohnen bis hin zu großen Aufklärungsdrohnen, die 24 Stunden lang in der Luft bleiben können, sollen alle Bereiche abgedeckt werden. Bewaffnete Drohnen sollen in Ergänzung zu neuen Flugzeugen auch für die Luftraumüberwachung und den Luftkampf eingesetzt werden. Dazu kommen noch die Aufrüstung der Panzer, der Kauf von 850 Heeres-Lkw, der Ersatz der Pinzgauer durch leichte Verbindungsfahrzeuge, neue Uniformen, Sturmgewehre, Nachtsichtausrüstung, Funkgeräte usw. Schwierig ist beim Beschaffungsprozess auch, dass alle Staaten gleichzeitig investieren und die Industrie nicht so schnell liefern kann. Darum sucht Österreich Partner, um als größerer Kunde mehr Gewicht zu entfalten. Ein Beispiel ist die gemeinsame Beschaffung der C-390-Transportmaschine mit den Niederlanden.

Airpower knapp vor der Wahl

Die größten Sorgen bereitet wie allen anderen im öffentlichen Dienst das Personal. Zusätzliche Planposten wurden geschaffen, sie zu besetzen, wird immer schwieriger. Deshalb wird gezielt um mehr Frauen geworben. Aus dem Bereich der Luftstreitkräfte ist zu hören, dass der Zulauf von Technikern wieder zunimmt. Das liegt auch daran, dass wieder neues Gerät da ist. Vermutlich auch deshalb ist 2024 wieder eine Airpower in Zeltweg geplant: Man kann dann drei neue Luftfahrzeuge (Hubschrauber AW-169, Transportmaschine C-390, neuer Jettrainer) bestaunen. Die Ministerin kann sich dort vor den Wahlen gut in Szene setzen.

Ministerin Tanner als Macherin

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner profitiert im Unterschied zu ihren Vorgängern von der günstigen Konstellation, dass Kanzler und Finanzminister der eigenen Partei angehören bzw. ein Miliz-Offizier im Kanzleramt sitzt. Auch ließ die geopolitische Situation der Regierung keine andere Wahl, als massiv ins Heer zu investieren. Dennoch kann man den Beitrag der Ministerin zum Aufschwung des Heeres nicht kleinreden. Zu Beginn ihrer Ministerzeit, wo sie sich mehrmals ungeschickt verhalten hatte, wurde sie noch anders eingeschätzt. Mittlerweile genießt sie einen ausgezeichneten Ruf bei den Offizieren und in der Truppe und gilt als Macherin. Sie sei auch viel unterwegs und, wie zu erfahren ist, „im Gegensatz zu manchen Vorgängern nicht beratungsresistent“.