Der langjährige Sektionschef im Justizministerium, Christian Pilnacek, ist gestorben. Wie das Nachrichtenmagazin „Profil“ berichtet, sei Pilnacek in der Nacht auf Freitag tot aufgefunden worden. Zuvor war der 60-Jährige in eine Verkehrskontrolle auf der A 22, Höhe Stockerau, geraten, wie die Polizei dem Sender Puls 24 bestätigte. Da Pilnacek eine Alkoholisierung aufwies, seien ihm Führerschein und Autoschlüssel abgenommen worden. Was danach geschah, sei Gegenstand von Ermittlungen.
Innerhalb des Politikbetriebs war der Jurist schon lange bekannt und gut vernetzt, einer breiteren Öffentlichkeit erst 2021 mit seiner Suspendierung durch das Ministerium infolge von Ermittlungen unter anderem gegen die ÖVP. Diese soll, wie das „Profil“ schreibt, kurz vor der Aufhebung gestanden sein.
Der ehemalige Richter war im Jahr 1999 ins Justizministerium gewechselt, stieg dort schnell zum Abteilungsleiter auf und übernahm 2010 unter Ministerin Claudia Bandion-Ortner die damals neu geschaffenen Strafrechtssektion. Pilnacek vertrat ab da immer wieder das Justizministerium in der Öffentlichkeit. Er galt als fachlich sehr versierter Spitzenbeamter, der als Erklärer, aber auch Informationsgeber von Journalisten und Journalistinnen sehr geschätzt wurde.
Karriere geriet ins Wanken
Die Karriere Pilnaceks geriet im Jahr 2019 durch ein nach außen gespieltes Protokoll einer Unterredung mit der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) zur Causa Eurofighter erstmals ins Wanken. Bei der Besprechung soll er angeregt haben, das Verfahren zu „derschlagen“. Dass er damit das Verfahren abdrehen wollte, sei eine falsche Interpretation gewesen, verteidigte sich Pilnacek. Der Konflikt mit der WKStA, die ihn damals sogar wegen Amtsmissbrauch anzeigte, wurde damals erstmals öffentlich, bestand aber schon davor. Pilnacek hatte die WKStA für ihre Rolle bei der Razzia gegen den Verfassungsschutz (BVT) intern an die Kandare genommen.
Spätestens seit der Eurofighter-Besprechung galt der Spitzenbeamte, der unter Türkis-Blau zum Generalsekretär des Ministeriums avancierte, als „umstritten“, doch blieb er bis 2021 im Amt. In diesem Jahr zeigte ihn erst die WKStA erneut an, als Chats von Pilnacek an die Öffentlichkeit gelangten, die ein Umgehen der WKStA bei den Ermittlungen zum Ibiza-Video nahelegten. Vor Gericht landete Pilancek im selben Jahr aber in einer anderen Causa, weil er Informationen zu Ermittlungen gegen eine Journalistin weitergegeben hatte. Vom Vorwurf des Amtsmissbrauchs wurde er aber freigesprochen.
Die Suspendierung erfolgte aus anderen Gründen, weil er mutmaßlich eine Hausdurchsuchung verraten haben soll. Dabei ging es um Ermittlungen gegen den Investor Michael Tojner. Pilnacek kämpfte gegen diese Suspendierung, feierte auch Etappenerfolge. Das Vertrauen von Justizministerin Alma Zadić hatte er aber nicht mehr. Im April wurde er mit einer Disziplinarstrafe von der Bundesdisziplinarbehörde belegt, weil er den Bürochef von Finanzminister Gernot Blümel zu Rechtsmitteln gegen eine Hausdurchsuchung beraten habe. Das „Profil“ berichtet, dass die Suspendierung kurz vor der Rücknahme gestanden haben soll.
Pilnacek war in zweiter Ehe mit der Juristin Caroline List, Präsidentin des Landesgerichtes für Strafsachen in Graz, verheiratet und hinterlässt drei erwachsene Kinder aus erster Ehe.