Die 34-jährige EU-Abgeordnete Claudia Gamon ist am Samstag bei der NEOS-Mitgliederversammlung in Bregenz zur neuen Landessprecherin gewählt worden. Von den etwa 80 im Kesselhaus zusammengekommenen Mitgliedern erhielt sie 91,67 Prozent Zustimmung. Das politische Ziel formulierte Gamon klar: "Wir wollen in die nächste Landesregierung. Wir wollen gestalten und das Leben der Menschen in Vorarlberg verbessern." Auch ihre Vorgängerin Sabine Scheffknecht betonte dieses Ziel.
Gamon bezeichnete Vorarlberg als "NEOS-Kernland", nicht nur wegen Parteigründer Matthias Strolz. Die Vorarlberger Bürger teilten die Werte der NEOS, insbesondere den "Optimismus, zum Besseren hinzuarbeiten". Als inhaltliche Ziel nannte sie etwa die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Wohneigentum leistbar zu machen oder Klima und Wirtschaft zu verbinden. Illusionen gab sie sich in ihren Worten unmittelbar nach ihrer Wahl nicht hin: Der Gegenwind im Landtagswahlkampf werde stark sein, insbesondere vonseiten der ÖVP. Man müsse aber auch wissen: "Wenn Gegenwind da ist, ist man gut unterwegs." Dass sie die NEOS-Spitzenkandidatin bei der Landtagswahl 2024 sein wird bzw. sein möchte, sagte Gamon vorerst nicht. Allerdings ist davon auszugehen.
Der stellvertretende NEOS-Parteivorsitzende, der Wiener Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr, merkte an, dass die NEOS ihre besten Ergebnisse in Vorarlberg erzielten. "Ich bin mir sicher, ihr werdet in der nächsten Landesregierung sein, das wäre gut für das Land", sagte Wiederkehr. Auf Bundesebene strebe man bei der nächsten Wahl 15 Prozent und ebenfalls eine Regierungsbeteiligung an, Vorarlberg sei auf diesem Weg ein wichtiger Baustein. NEOS-Generalsekretär Douglas Hoyos sah die NEOS auf einem guten Weg. "Wir sind hoffentlich bald in acht von neun Landtagen, und wir sind in zwei Landesregierungen", so Hoyos.
"Wir wollen und wir können das!"
Davor hatte schon Scheffknecht, die laut Hoyos die am längstdienende NEOS-Landessprecherin Österreichs war, festgestellt: "Wir wollen in die nächste Landesregierung! Wir wollen 2024 Regierungsmitglied auf Augenhöhe und nicht nur als Juniorpartner werden. Wir wollen und wir können das!" Die 44-Jährige gab den Parteivorsitz nach rund zehn Jahren den Parteistatuten gemäß ab. Scheffknecht zeigte sich stolz, dass die NEOS "politisch unglaublich viel weitergebracht haben". So seien etwa die NEOS die einzige Partei im Land, die sich um die Finanzen kümmert. Man mache nachhaltigere Verkehrspolitik als die Grünen, sorge für Transparenz und treibe Bildungsanliegen wie die gemeinsame Schule der Sechs- bis 15-Jährigen voran. "Für die Zukunft haben wir super Kandidatinnen und Kandidaten", war Scheffknecht von einer erfolgreichen NEOS-Zukunft überzeugt.
Am Ende ihrer Rede, in der Scheffknecht auch langjährige Mitstreiter verabschiedete und bei der die eine oder andere Träne floss, feierten die Vorarlberger NEOS Scheffknecht mit einer Standing Ovation und lang anhaltendem Applaus. Als ein Geschenk ihrer Partei erhielt sie eine Oscar-Statue für "die beste Bildungspolitikerin".
Zum Stellvertreter von Gamon wurde der Landtagsabgeordnete Johannes Gasser (81,25 Prozent) bestimmt, neuer Finanzreferent ist Christoph Gruber (95,65 Prozent). Zur Wahl standen außerdem das Landesteam und das erweiterte Landesteam. Das Landesteam setzt sich künftig aus dem Nationalratsabgeordneten Gerald Loacker, der JUNOS-Vorsitzenden Fabienne Lackner, dem UNOS-Vorsitzenden Christof Hotz und der Vizebürgermeisterin von Langenegg (Bregenzerwald), Katharina Fuchs, zusammensetzen. Dem erweiterten Landesteam gehören sechs weitere Personen an.