Im Auftrag des ORF hat das Meinungsforschungsinstitut Foresight eine Wählerstromanalyse durchgeführt, die Aufschluss darüber gibt, wie die FPÖ erstmals den ersten Platz bei einer bundesweiten Parteienwahl erobern konnte.
FPÖ
Wenig überraschend konnte die FPÖ den Großteil ihrer Wählerinnen und Wähler von 2019 wieder für sich gewinnen. 76 Prozent der blauen Wählerinnen und Wähler von 2019 machten erneut ihr Kreuz bei der FPÖ, 60 Prozent jener von der Nationalratswahl. Damals ging es bei den Freiheitlichen nach der Veröffentlichung des Ibiza-Videos und der Spesenaffäre rund um HC Strache deutlich turbulenter zu als heute. Nur 56.000 Personen, die bei der letzten EU-Wahl noch FPÖ gewählt hatten, blieben diesmal zu Hause. 42.000 wechselten zur SPÖ. Ihre Zugewinne holte sich die FPÖ von rund 100.000 Nichtwählerinnen und Nichtwählern aus dem Jahr 2019 sowie von 245.000 ehemaligen ÖVP-Anhängerinnen und -Anhängern.
ÖVP
Erlebte die Kanzlerpartei vor fünf Jahren noch den Zenit der Ära Sebastian Kurz, der die Volkspartei auch bei den EU-Wahlen zum Erfolg trug, hat sich das Bild inzwischen gewandelt. Bei der EU-Wahl 2019 konnte die ÖVP nur mehr 60 Prozent ihrer Wähler überzeugen, bei der letzten Nationalratswahl sogar nur mehr 40 Prozent. 117.000 ehemalige ÖVP-Wähler von 2019 blieben diesmal zu Hause. Die größten Zugewinne verzeichnet die ÖVP mit 69.000 Stimmen von den Grünen und 51.000 von den NEOS-Wählerinnen und -Wählern der Nationalratswahl 2019.
SPÖ
Die SPÖ kommt im Vergleich zu 2019 nicht vom Fleck. Eine breite Mobilisierung ist den Sozialdemokraten nicht gelungen. 67 Prozent der roten Wählerinnen und Wähler 2019 blieben der Partei treu, 60 Prozent bei der letzten Nationalratswahl. 159.000 Personen, die bei der EU-Wahl noch SPÖ gewählt hatten, blieben diesmal zu Hause. Den größten Zugewinn verzeichnet die SPÖ mit 132.000 Stimmen von Grünen und 103.000 Stimmen von ÖVP-Wählern bei der Nationalratswahl 2019.
Grüne
Die Grünen kommen am Ende mit einem blauen Auge davon. Auch deshalb, weil sie 57 Prozent ihrer Wähler von der letzten Europawahl erneut mobilisieren konnten. Das Minus resultiert jedoch aus 58.000 Grünen-Wählern, die diesmal nicht zur Wahl gegangen sind. Den größten Zugewinn erzielen die Grünen mit 26.000 Stimmen von NEOS- und 25.000 von SPÖ-Wähler:innen der EU-Wahl 2019.
Neos
Die Neos könnten erstmals auf Bundesebene ein zweistelliges Ergebnis erzielen. Sie konnten erneut 53 Prozent (EU-Wahl 2019) bzw. 57 Prozent (Nationalratswahl 2019) ihrer Wähler:innen mobilisieren. 30.000 Personen, die bei der letzten EU-Wahl noch Neos gewählt hatten, wechselten zur ÖVP, 26.000 zu den Grünen und 53.000 blieben diesmal zu Hause.