Meinungsumfragen liegen nicht immer richtig. Das weiß man in Österreich spätestens seit der Bundespräsidentenwahl 2016. Die Europawahl 2024 war ein weiteres Beispiel dafür. Da vor 23 Uhr kein offizielles Ergebnis veröffentlicht werden durfte, behalf man sich hierzulande mit einer Trendprognose.
Aufwändigere Umfrage war nicht genau genug
Im Gegensatz zur Hochrechnung, die bei Nationalratswahlen meist um 17 Uhr die Balken in die Höhe schnellen lässt, basierte die Trendprognose auf Wählerbefragungen und nicht auf bereits ausgezählten Stimmen. Bei der Trendprognose verließen sich die Meinungsforscher also auf die Angaben der Wählerinnen und Wähler. Die Diskrepanz zwischen Ergebnis und Trendprognose zeigt, dass sich wahrscheinlich mehr Bürgerinnen und Bürger noch umentschieden haben als angenommen. Die angegebenen Schwankungsbreite von 2,7 Prozent hielt jedoch.
Die Trendprognose funktionierte im Prinzip wie jede Umfrage, war aber aufwändiger. Statt einer für Österreich üblichen Stichprobe von 800 bis 1000 Personen wurden von den drei Instituten Foresight, Arge Wahlen und Peter Hajek jeweils 1200 Personen befragt. Allerdings bereits vor ihrer Stimmabgabe. Daraus wird eine Prognose erstellt.
Die Hochrechnung - also jenes Ergebnis, das um 23 Uhr über die Bildschirme flimmerte - basierte hingegen auf den tatsächlichen Wahlergebnissen. Erstmals in der Geschichte wurden diesmal auch die Briefwahlstimmen bereits am Sonntag ausgezählt. Große Verschiebungen sind daher nicht mehr zu erwarten.
Die FPÖ würde mit den restlichen Wahlkartenstimmen 0,2 Prozentpunkte gegenüber dem Ergebnis vom Sonntagabend verlieren, jenes der ÖVP bliebe gleich. Die SPÖ würde von den ausstehenden Wahlkarten um 0,1 Prozentpunkte profitieren, die Grünen und die NEOS um jeweils 0,2 Prozentpunkte. Unverändert bleiben die Ergebnisse der KPÖ (2,9 Prozent) und der erstmals angetretenen Liste DNA (2,7 Prozent), die beide den Einzug verpassen.