Die EU-Wahl in Österreich ist geschlagen. Das erste Mal in der Geschichte der Zweiten Republik schafft es die FPÖ auf Rang eins bei einer bundesweiten Parteiwahl. Eine erste Trendprognose sah die Freiheitlichen bei 27 Prozent der Stimmen, während ÖVP und SPÖ um Platz zwei ritterten. Als um 23 Uhr die Hochrechnung kam, waren die Ergebnisse bedeutend enger. Diese sieht die FPÖ bei 25,5% und damit nur mehr knapp vor ÖVP (24,7%) und SPÖ (23,3%). Auf Social Media wird über das Ergebnis heftig diskutiert, die ersten Parteichefs haben sich bereits gemeldet.
Parteichefs mit gemischten Reaktionen
Bundeskanzler Karl Nehammer war den Absturz der ÖVP zur Kenntnis und versicherte der Wählerschaft: „Ich habe die Botschaft verstanden“. Auch der Generalsekretär der Volkspartei, Christian Stocker, zeigte sich unzufrieden, hielt aber fest, dass es sich um „eine EU-Wahl und nicht eine Nationalratswahl“ handelte.
Großer Jubel kommt wenig überraschend von den Freiheitlichen. FPÖ-Parteichef Herbert Kickl ließ über eine Aussendung ausrichten: „Wir sind demütig und dankbar für das große Vertrauen, das bei den heutigen EU-Wahlen in uns Freiheitliche gesetzt wurde. Dieses Wahlergebnis bedeutet nicht weniger, als dass die Österreicher heute Geschichte geschrieben haben“.
Auch Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger sah sich und ihre Partei als Gewinnerin des Wahltages. „Wir freuen uns wirklich sehr, aber wir werden schauen, dass wir diesen Schwung mitnehmen in Richtung Herbst“, so die pinke Frontfrau auf Puls4. Über das Ergebnis, der „Nationalisten, die Europa zerstören wollen“, störe sie jedoch.
Das schwache voraussichtliche Ergebnis bei der EU-Wahl ist bei der SPÖ mit Enttäuschung aufgenommen worden. Parteichef Andreas Babler bemühte sich dennoch, Zuversicht zu verbreiten. Vor seinen Parteifreunden im Wiener Marx-Palast sprach er am Abend von einem „sehr stabilen Ergebnis“, das man über die Ziellinie gebracht habe. „Natürlich hätte ich mir ein bisschen mehr erwartet“, sagte er. „Aber die FPÖ ist in Schlagdistanz.“ Bei der Nationalratswahl werde man sie schlagen können: „Bei der kleinen Differenz ist das ein Klacks, wir werden die FPÖ stoppen“, versprach der SPÖ-Chef.
Auf Social Media hagelt es Kritik
Der Völkerrechtler Ralph Janik widerspricht fünf Jahre nach der Veröffentlichung des Ibiza-Videos dem Bundespräsidenten. Der hatte damals nach den veröffentlichten Korruptionsphantasien von Ex-FPÖ-Chef HC Strache gemeint: „So ist Österreich einfach nicht.“
Franzalander betrachtet das FPÖ-Ergebnis im Gegensatz zu den Freiheitlichen selbst nicht unbedingt als überwältigendes Ergebnis.
Andere sehen im Ergebnis einen Weckruf, aber keinen Weltuntergang.
Deutlich drastischere Worte finden einige Kleine-Zeitungs-Leserinnen und Leser. „Niedertracht und Populismus erreichen über 50% Das ist traurig und zu akzeptieren“, schreibt etwa „kolleri“. RonaldMessics blickt unabhängig vom Wahlergebnis: „Na schau, eh nur 27%, und ich poste oft von 30%. Und welche Partei auch immer, die Probleme bleiben, denn wer wird schon den Mut haben uns die politische Weichenstellung wirklich zuzumuten.“
Scharfe Kritik am Abstimmungsverhalten der Österreicherinnen und Österreich äußert jedenfalls Horstreinhard: „Dass der Vilimsky mit seinen volksverräterischen Aussagen und seiner Schleimspur nach Russland und (leider) zurück so bei den Wählern ankommt, ist erschütternd!“.
Centuria1600 ist jedenfalls nicht überrascht vom Sieg der FPÖ und begründet das ausführlich: „Unsere Regierung ist nicht fähig, die echten Probleme in Österreich zu lösen Die Grünen sind ein chaotischer Haufen mit Hang zu Verboten, aber keinen echten Lösungsansatz. Die Schwarzen (Türkisen) sind überheblich und nur noch für dir Reichen da. Als Oppositionspartei ist die SPÖ nicht wahrnehmbar. Wen wundert es den, wenn wir so ein Wahlergebnis haben. ABER das Allerschlimmste ist, die die Regierung daraus NICHT die richtigen Schlüsse ziehen wird“.