Amerikaner tun es gerne, die Briten auch: sich in aktuellen Entscheidungsfragen auf uralte Gesetze berufen, die eigentlich aus der Zeit gefallen, aber je nach Interpretation immer noch gültig sind. Während sich bei den Brexit-Verhandlungen wieder einmal alles zuspitzt und heute und morgen zu den Hauptthemen des laufenden EU-Gipfels gehört, ist auch den Bewohnern der belgischen Stadt Brügge etwas in den Sinn gekommen – die Fischereirechte gehören zu den Hauptstreitpunkten, die Belgier scheinen dafür nun eine Lösung zu haben.
Anfang der 60er-Jahre hatte man im Stadtarchiv ein Dokument aus dem Jahr 1666 entdeckt, das Flanderns Ex-Ministerpräsident Geert Bourgeois schon vor drei Jahren einmal hervorgeholt hatte und das nun vom Fischereiministerium eingesetzt wird: Auf dem Papier räumt der einstige britische König Charles II. einer Gruppe von 50 Fischern aus Brügge das Recht auf Zugang zu britischen Gewässern ein – auf immer und ewig.
Belgische Medien wie VRT berichten nun, dass die Angelegenheit noch tiefer geht, als es auf den ersten Blick scheint. Demnach hat sich unmittelbar nach der Wiederentdeckung des alten Dokuments ein Vertreter der Stadt Brügge in besonderer Absicht von einem Fischerboot in britische Gewässer bringen lassen – in der kühnen Hoffnung, damit einen Prozess auszulösen, der letzten Endes die Gültigkeit des Privilegs bewiesen hätte. Schon damals hüteten sich die Briten aber davor, angeblich, weil sie selber befürchten mussten, dass das Recht auf der Seite Flanderns ist.
67 Fischerboote laufen derzeit für die Region. Großbritannien käme angeblich nur dann aus der Sache heraus, wenn es das Privileg aus 1666 mittlerweile durch ein neues Gesetz ersetzt hat. Daran wird es also vermutlich nicht scheitern.