In ihrem allerersten Interview als Kommissionspräsidentin, an dem auch die Kleine Zeitung teilnahm, wurde Ursula von der Leyen gefragt, wie sie denn selbst den Augenblick erlebt habe, als sie der Ruf nach Brüssel ereilte. Es sei "ein starkes Gefühl gewesen, heimzukommen", sagte sie. Ihr Vater, der niedersächsische Ministerpräsident Ernst Albrecht, hatte einst für die EG gearbeitet, sie war in Brüssel geboren worden. Zweifel wegen des hohen Amtes hätte sie nicht gehabt: "Das ist so eine Ehre, da zögert man nicht."
In der Tat hat die Präsidentin, die heute zum letzten Mal in der Legislaturperiode ihre "Rede zur Lage der Union" hält, zahlreiche Funktionen ausgefüllt, ehe sie vom französischen Präsidenten Emmanuel Macron als Nachfolgerin für Jean-Claude Juncker vorgeschlagen wurde. Die deutsche CDU-Politikerin agierte erst als niedersächsische Ministerin für Soziales, Frauen, Familie und Gesundheit, von 2005 bis 2009 war sie Bundesfamilienministerin, von 2009 bis 2013 Bundesministerin für Arbeit und Soziales und von 2013 bis 2019 Verteidigungsministerin. Die promovierte Ärztin, die mit dem Mediziner und Unternehmer Heiko von der Leyen verheiratet ist, hat sieben Kinder.
Immer wieder sah sie sich in ihrer Laufbahn auch harter Kritik ausgesetzt. Als Verteidigungsministerin musste sie sich wegen teurer Beraterverträge einem U-Ausschuss stellen, damals gab es viel Wirbel, weil wichtige Handydaten gelöscht worden waren. Auch als Kommissionspräsidentin steht sie unter Druck, weil bis heute Details der milliardenschweren Verträge zur Covid-Impfstoffbeschaffung nicht öffentlich zugänglich sind.
Ursula von der Leyen hat eine besondere Verbindung zur Steiermark; ihrer Familie gehört ein Almhaus auf der Oberberger Alm bei Neumarkt, in dem sie seit ihrer Kindheit regelmäßig Ferien macht. Ob sie für eine weitere Amtsperiode kandidiert, ist noch offen – auch als künftige Nato-Generalsekretärin wird sie ins Spiel gebracht.