EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen stellte sich gestern vor die Presse und konnte nach Langem wieder eine Erfolgsmeldung bringen. Weil die Produktion inzwischen sehr gut angelaufen ist, kann der deutsch-amerikanische Hersteller Biontech/Pfizer für das zweite Quartal 50 Millionen Impfdosen zusätzlich zur Verfügung stellen, sie stammen aus dem Kontingent vom Jahresende.
Eine Million für Österreich
Der Anteil Österreichs an der Lieferung orientiert sich am Bevölkerungsschlüssel, er beträgt eine Million Dosen. Im zweiten Quartal von April bis Juni kämen insgesamt 250 Millionen Dosen Impfstoff von Biontech/Pfizer in die EU, sagte von der Leyen.
"Impfturbo für Österreich"
"Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat mich darüber informiert, dass Österreich im zweiten Quartal rund eine Million zusätzliche Impfdosen von Biontech/ Pfizer bekommen wird", meinte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) in einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz am Mittwochnachmittag. "Das ist ein Impfturbo für Österreich."Und er legte heute Donnerstag nach: "Wenn alle Liefervereinbarungen eingehalten werden, dann können wir bis Mitte Juli sechs Millionen Menschen eine Erstimpfung in Österreich anbieten", legte der Kanzler gegenüber Ö3 nach. Aus heutiger Sicht geben es in Österreich rund fünf Millionen Menschen, zwei Drittel der impfbaren Bevölkerung, die sich impfen lassen möchte, so Kurz. "Und das bedeutet, dass wir dieses Ziel, das wir uns gesetzt haben, auch einhalten können."
Auch Experten rund um Simulationsforscher Niki Popper sind davon überzeugt, dass damit bis Mitte Juni drei Viertel der impfbaren Bevölkerung die erste Dosis haben, wurde im Ö1-Morgenjournal bekannt.
Katharina Reich, Generaldirektorin für die Öffentliche Gesundheit und Leiterin der neu geschaffenen Sektion Öffentliche Gesundheit und Gesundheitssystem im österreichischen Sozialministerium, geht laut Ö1 deswegen sogar davon aus, dass man das Impfangebot allen bereits im Juni statt im Juli aussprechen könne. Insgesamt 6,5 Millionen Impfdosen sollen im zweiten Quartal 2021 nach Österreich gelangen.
Weitere Lieferungen an die EU
Darüber hinaus ist die EU dabei, mit dem Hersteller einen dritten Vertrag abzuschließen, der weitere 1,8 Milliarden Dosen für die Jahre 2021 bis 2023 umfasst. Darin enthalten seien nicht nur die Lieferungen selbst, es soll auch sichergestellt werden, dass sowohl die Produktion als auch die Herstellung wichtiger Komponenten innerhalb der EU erfolgen kann.
Mit heutigem Tag wurden in der EU 126 Millionen Dosen aller verfügbaren Impfstoffe ausgeliefert, 100 Millionen Menschen seien bereits geimpft worden, so von der Leyen, 26 Millionen hätten bereits ihre zweite Impfung erhalten. Sie führte weiter aus, dass nun allein vom Hersteller Biontech bis Ende des zweiten Quartals 250 Millionen Dosen in EU-Länder ausgeliefert sein werden. Die Firma, so die Präsidentin, habe ihre Versprechen nicht nur eingehalten, sondern sei auf die Bedürfnisse der EU-Länder ganz besonders eingegangen – die Bevölkerung werde dadurch augenblicklich profitieren können.
Ausfälle wettgemacht
Die vorgezogene Lieferung könnte mögliche Ausfälle beim Impfstoff von Johnson & Johnson zum Teil wettmachen. Der US-Hersteller hatte seine Auslieferung an die EU-Staaten am Dienstag verschoben. Hintergrund sind Berichte über Sinusvenenthrombosen. Der Konzern untersucht die Fälle, auch die Europäische Arzneimittelbehörde EMA prüft sie. Wann die Lieferungen in Europa wieder aufgenommen werden, ist unklar. Johnson & Johnson sollte im zweiten Quartal 55 Millionen Dosen liefern. Das Vakzine wird nur einmal gegeben, andere Impfstoffe hingegen zweimal.
Von der Leyen betonte, man wolle sich auf Impfstoff-Technologien konzentrieren, die ihren Wert unter Beweis gestellt hätten. Das spreche für mRNA-Impfstoffe, wie sie Biontech/Pfizer produzieren. AstraZeneca und Johnson & Johnson sind Vektorimpfstoffe, die Hersteller nutzen für ihre Vakzine eine andere Wirkweise mit Hilfe sogenannter Adenoviren.
Andreas Lieb/APA