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Guten Morgen!
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Alles okay bei Ihnen? Irgendwelche Anzeichen von Paraskavedekatria-Phobie? So nennt die Neuropathologie die irrationale Furcht vor einem Freitag den 13. Diese Phobie vor dem „abergläubischen Ereignistag“ kann so weit führen, dass Betroffene geplante Reisen und Termine absagen oder sich am Tag der Tage nicht aus dem Bett trauen. Zum Glück ist der Autor dieser Postsendung vor derlei Eintrübung des Gemüts verschont geblieben, auch wenn es ein harter Kampf war, was weniger mit dem 13. als vielmehr mit dem Umstand zu tun hat, dass der Verfasser eine Weihnachtsfeier im Kärntner Taggenbrunn zu bestreiten hatte. Das ist so etwas wie der Kärntner Pogusch. Quasi halt.

Im Übrigen haben Auswertungen von Unfalldaten sowie Untersuchungen von Versicherungen ergeben, dass sich an diesem Tag nicht mehr Ungemach ereignet als anderen Freitagen. Es passiert statistisch gesehen sogar weniger Unheil, was wiederum mit einer massenepidemischen Prophylaxe zu tun haben könnte, mit Anzeichen von Paraskavedekatria-Phobie, also einer verstärkten Vorsicht zur Unfallvermeidung.

Jeremy Corbyn hat auch das nichts genützt. Er wird nach dem historischen Debakel bei der gestrigen Wahl schon in Bälde Labour-Chef gewesen sein. "You`ll never walk alone", singen die Reds in ihren berühmten Trostchorälen, aber es ist fraglich, ob die hier verfangen. Corbyn bot Marx als Charisma-Ersatz an und als Ausflucht vor einer klaren Haltung in der Brexit-Frage. Er hat sie umschifft und ignoriert und gemeint, er sei für ein zweites Referendum, bei dem er sich dann neutral verhalten werde. Die schlaue Idee war, keines der beiden Lager zu verprellen. Sehr verführerisch war das Konzept nicht, die Deklassierten im Norden Englands migrierten in Scharen zu Boris Johnson und seinem simplen Aufruf „Let's get Brexit done“.

Dazu zeigte er für alle Anhänger einfacher Botschaften ein Video, in dem ein Bulldozer eine weiße Mauer aus Styropor durchbohrt. Das versteht nun wirklich jeder Depp, auch wenn die Mauer in sich zusammenfällt und das Bild eines Trümmerfelds bietet. Johnson, die egomanische Zockernatur, ist für seinen Hasard belohnt worden. Er hat das Mandat erhalten, Großbritannien aus der EU zu führen. Erledigt ist damit noch gar nichts, bis zu einem neuen Handelsvertrag mit der EU werden Jahre vergehen, er wird's den Leuten schon noch sagen. Auch die schottische Nationalpartei hat ein klares Mandat erhalten: das europafreundliche Schottland in einem zweiten Indyreferendum aus Großbritannien herauszuführen. Indy wie independent.

Let's get Kleinbritannien done. Die „großartigste Demokratie auf Erden“ (Johnson) wird auch das hinkriegen.

Einen bruchfreien 13. wünscht
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Hubert Patterer