Nach Ostern hat der EU-Wahlkampf an Fahrt aufgenommen. Heute in vier Wochen wird gewählt, den EU-Spitzenkandidaten ist keine freie Minute gegönnt. Wer meint, die Politiker wären bis zum Wahlsonntag dauernd in Österreich unterwegs, ignoriert die Logik des modernen Medienzeitalters. Die Spitzenkandidaten werden sich überproportional oft in Wien aufhalten: Mindestens acht Mal krachen sie in Elefantenrunden aufeinander, darunter ORF, Puls 4, ATV, Servus TV, an drei Abenden tritt jeder gegen jeden an. Mit Ausnahme der von der Kleinen Zeitung vorgestern mitveranstalteten Konfrontation gehen alle Auftritte in Wien über die Bühne.
Natürlich ergehen die Einladungen der Redaktionen an die Spitzenkandidaten, die ÖVP durchkreuzt das Prinzip – beim quotenträchtigen ORF. Der ORF lädt im Verlauf von zwei Abenden zu Duellen. Zur ersten Runde am 8. Mai schickt die ÖVP die Listenzweite Karoline Edtstadler, die in der Gunst des Kanzlers steht. Die Staatssekretärin bestreitet die Zweierkonfrontation mit Claudia Gamon (Neos) sowie Johannes Voggenhuber (Europa Jetzt), Othmar Karas tritt erst am 15. Mai an - und dann gegen Andreas Schieder (SPÖ), Harald Vilimsky (FPÖ) und Werner Kogler (Grüne). Im ORF schäumt man, sitzt aber am kürzeren Ast.
Differenzen zwischen Kurz und Karas
Karas und ÖVP-Chef Sebastian Kurz haben sich zwar intern zusammengerauft, die inhaltlichen Differenzen sind nicht zu übersehen. Bei der Elefantenrunde der Bundesländerzeitungen erklärte Karas Tempo 140, das im Laufe des Jahres auf andere Autobahnen ausgeweitet werden soll, eine Absage. Skeptisch steht Karas auch den Plänen der Nordsee-Pipeline North Stream 2 gegenüber – aus Sorge vor der energiepolitischen Abhängigkeit von Russland. Die Regierung sieht dies anders, an dem Projekt ist die OMV beteiligt. Beim Migrationspakt, der Indexierung der Familienbeihilfe und der Abschiebung von Lehrlingen sind Karas und Kurz unterschiedlicher Ansicht