Harald Vilimsky hat die FPÖ nicht unerwartet an ein nationales Rekordergebnis heran geführt. Ob das in erster Linie sein Verdienst war, sei dahin gestellt. Große Fehler aus freiheitlicher Sicht hat der Polit-Routinier jedenfalls keine gemacht. Die Anti-Establishment-Karte blieb die ganze Kampagne über gezückt, provoziert wurde, wo es ihm angemessen schien, schaumgebremst gab er sich, wo das taktisch hilfreicher wirkte.
Das Neue am Vilimsky dieses Wahlkampfs war dann schon eher sein Aussehen. Erschlankt und verjüngt wandelt der 57-Jährige in jüngster Zeit durch die Polit-Landschaft. Inhaltlich ist hingegen alles beim alten geblieben. Vilimsky gibt den EU-Kritiker, der aber dann doch keinem „Öxit“ das Wort reden will. Wenn er Ungarns Premier Viktor Orban zum Kommissionspräsidenten machen will, weiß Vilimsky genauso gut, dass das nicht passieren wird, wie dass ihm die Schlagzeilen sicher sind.
Medienprofi ist er zweifelsohne. Der Wiener absolvierte 1990 den Hochschullehrgang für Öffentlichkeitsarbeit und wurde nach einem Jahr beim Kuratorium für Verkehrssicherheit 1991 Pressereferent im FPÖ-Parlamentsklub. 1996 wechselte er in derselben Funktion ins Wiener Rathaus, wo der Getreue des damaligen Parteichefs Heinz-Christian Strache 2004 bis 2006 auch Landesparteisekretär war. Später war er als Generalsekretär auch viele Jahre das Sprachrohr der Partei im Bund.
Ministerposten in weiter Ferne
In all diesen Positionen galt Vilimsky nicht ganz positionsuntypisch als Raubein. Für den Bundespräsidenten übertrieb es der Freiheitliche da offenbar. Alexander Van der Bellen machte 2017 klar, dass er Vilimsky nicht als Minister angeloben würde. Für die Zukunft schloss der freiheitliche EU-Spitzenmann solch ein Avancement jedoch zuletzt nicht aus.
Stetiges Anliegen Vilimskys, seit er 2014 dem EU-Parlament angehört, ist, die weit rechts stehenden Kräfte zu bündeln. Teilerfolge gab es, doch bestehen noch immer zwei große Lager. Dass sich Marine Le Pen von der deutschen AfD getrennt hat, macht die Lage nicht einfacher. Doch Vilimsky, der die Bande zur deutschen Schwesterpartei bewahren will, ist sichtlich bemüht, mit allen Lagern in gutem Einvernehmen zu bleiben und so eine Vermittler-Rolle einnehmen zu können.
Dabei gilt er als jemand, dem durchaus einmal die Hutschnur hoch gehen kann. Passiert war das zuletzt im EU-Wahlkampf, als er sich vom ORF als Rechtsextremer verunglimpft sah und entrüstet ein Interview abbrach. Dabei gibt sich der Law&Order-Politiker gerne als besonders tough. In einem Selbstversuch ließ sich Vilimsky sogar 50.000 Volt mit einem Taser durch den Körper jagen.
Leidenschaft Fallschirmsprung und Motorrad
Auch privat mochte es der Freiheitliche in der Vergangenheit ab und an gerne wild. So hat Vilimsky eine Fallschirmspringer-Grundausbildung absolviert und per Motorrad die Sahara durchquert. Im EU-Wahlkampf vor fünf Jahren präsentierte er sich auch als Bogenschütze. Ansonsten ist Vilimsky Italien-Fan, wandert und geht gerne auf Reisen. Die nach Brüssel absolviert er wohl auch in Zukunft per Flieger. Dass österreichische EU-Kollegen in den Zug steigen, sieht Vilimsky nämlich als PR-Manöver.
Zur Person: Harald Vilimsky, am 22. Juli 1966 in Wien, geboren, 1990 Hochschullehrgang für Öffentlichkeitsarbeit, ab 1991 Pressereferent im FPÖ-Parlamentsklub, später im Wiener Landtagsklub. Ab 2001 Bezirksrat in Mariahilf, ab 2004 Landesparteisekretär der Wiener FPÖ. Von 2006 bis 2020 Generalsekretär der FPÖ und Nationalratsabgeordneter. Seit 2014 EU-Abgeordneter. Vilimsky ist verheiratet und Vater einer Tochter.
APA