Gesitteter als beim legendären unmoderierten TV-Duell im Mai ist Sonntagabend beim Privatsender ATV die dritte TV-Konfrontation zur Bundespräsidentenwahl am 4. Dezember verlaufen. Ein Scheitern der Debatte war diesmal verboten, und so lieferten sich der frühere Grünen-Chef Alexander Van der Bellen und FPÖ-Kandidat Norbert Hofer eine über weite Strecken sachliche Debatte - mit einzelnen Spitzen.
"Wir sind hart aufeinandergekracht"
Das vergeigte Duell vom Mai war gleich erstes Thema, der diesmal von Martin Thür moderierten Sendung. "Wir sind hart aufeinandergekracht. Das war's", sagte Van der Bellen. "Wenn ich sie zu hart angepackt habe, tut es mir leid, aber so schlimm war es dann auch wieder nicht", erwiderte Hofer. Im Mittelpunkt der Diskussion standen danach die üblichen verdächtigen Themen mit den aus elf Monaten Wahlkampf bekannten Positionen - vom US-Wahlkampf und Donald Trump über Österreichs Außenpolitik und seine Beziehungen zu Deutschland, Russland oder zur Türkei bis hin zur Europäischen Union und der heimischen Innenpolitik.
ATV-Duell zwischen Van der Bellen und Hofer verlief sachlich
Hofer versicherte, dass die Freiheitlichen das Ergebnis der Wahl am 4. Dezember nicht anfechten würden. Es werde dieses Mal zu keinen Unregelmäßigkeiten kommen, zeigte sich Hofer überzeugt. "Die ganze Welt wird zuschauen. Es wird alles so ablaufen, dass wir alle miteinander in Ruhe Weihnachten feiern können", meinte der FPÖ-Kandidat. Auch Van der Bellen zeigte sich überzeugt, "dass die Behörden alles tun werden, damit diese Wahl ordnungsgemäß abläuft".
Werben um unentschlossene Mitte-Wähler
Beide Kandidaten warben auf ATV um die noch unentschiedenen bürgerlichen und Mitte-Wähler. Hofer betonte dabei Van der Bellens Nähe zu den Grünen und die Unterstützung Van der Bellens durch kommunistische Gruppen. In seinem Heimatort seien gerade Nazi-Plakate von Kommunisten affichiert worden. "Ich glaube nicht, dass ein ÖVP-Wähler begeistert ist - und ich komme aus einem schwarzen Haus - wenn ein Kandidat von Kommunisten unterstützt wird", sagte Hofer in Richtung seines Gegners.
Der ehemalige Grün-Politiker betonte indes seine Unabhängigkeit und positionierte sich als "Präsident der Mitte". Er werde von Menschen aus allen Lagern unterstützt, auch aus den Reihen der ÖVP, so Van der Bellen. "Noch überparteilicher geht es nicht in diesem Land. Wir haben eine breite Bevölkerungsmehrheit hinter uns gebracht. Mein Werben um Stimmen geht um die Mitte." Zugleich warnte Van der Bellen davor, dass ein Bundespräsident Hofer eine "Staatskrise" auslösen würde, falls er die Regierung einfach entlassen würde, wie dies Hofer im Wahlkampf mehrmals angedeutet hatte.
Unterschiedlich auch die Positionen der beiden Kandidaten in Sachen Außenpolitik. Van der Bellen gab sich westlich und EU-orientiert, Hofer betonte das Verhältnis zu Oststaaten wie Russland oder der Visegrad-Gruppe.
Brutaler Social Media-Wahlkampf als Thema
Daneben war einmal mehr der brutale Social Media-Wahlkampf Thema. Beide Kandidaten forderten Zurückhaltung und Toleranz im Ton. "Man schadet nicht dem anderen Kandidaten, man schadet in Wirklichkeit dem Amt und Österreich", sagte Hofer, der auch die Anti-Öxit-Kampagne des Industriellen Hans Peter Haselsteiner thematisierte. Hofer kritisierte, dass sich Haselsteiner zuletzt über seine Behinderung lustig gemacht habe. "Das tut weh. Ich hab meinen Weg gemacht trotz meinem Stock, und ich werde ihn weitergehen", so Hofer. "Ich bedaure den Ausdruck mit dem Stock, aber ich war nicht dabei", erwiderte Van der Bellen.
Nach Meinung der Politikexperten Thomas Hofer und Peter Hajek besserten Van der Bellen und Hofer ihr verpatztes Gespräch vom Mai aus. ATV setzte damals die beiden Kontrahenten unmoderiert ins Studio - der Rest war Fernseh-Geschichte: Die Kandidaten redeten aneinander vorbei und attackierten einander unter der Gürtellinie. Hofer-Sätze wie "Reden Sie mit einer Flasche, die redet nicht zurück" oder die "Scheibenwischer"-Gesten durch Van der Bellen blieben beim Publikum hängen. Von einer Blamage und Selbstbeschädigung der Kandidaten war die Rede. Diesmal versuchten die Politiker laut Hofer, solche Fehler zu vermeiden.