Minutenlange Standing Ovations im Parlament: Bundespräsident Heinz Fischer beendete nach zwölf Jahren seine Amtszeit. Ihm zu Ehren gab es eine Festsitzung im Historischen Sitzungssaal des Parlaments, bei der das Staatsoberhaupt ein letztes Mal in dieser Funktion eine Rede hielt.

Fischers Rede in Auszügen

Er genieße das "abschiedsbedingte Wohlwollen", sagte er gleich zu Beginn seiner Rede und griff damit ein Bonmot von einem seiner Vorgänger im Amt des Bundespräsidenten, Rudolf Kirchschläger, auf. Fischer erklärte, die Österreicherinnen und Österreicher müssten "die Sinne schärfen für Chancen und Gefahren."

Leben bedeute Veränderung, sagte Fischer, die Veränderung sei naturgemäß. Er warnte vor Populismus und forderte Leistungsgesellschaft und Sozialstaat auf, bei allem Leistungswillen nicht inhuman zu werden.

"Die Europäische Union ist verbesserungsbedürftig, aber für Europa unersetzlich", sagte Fischer, er sei für ein vereintes und friedliches Europa. Dabei machte der Bundespräsident auch unmissverständlich klar, dass er ein starkes Bekenntnis zur österreichischen Heimat einerseits und eine europäische Gesinnung andererseits nicht als Gegensätze betrachtet. In diesem Sinne bedauerte er die mehrheitliche Entscheidung der Briten, aus der EU austreten zu wollen, als kurzsichtig und kritisierte die Brexit-Befürworter, keine klare Strategie und Verantwortung erkennen zu lassen.

Feierliche Sitzung

Alles, was in der Republik Rang und Namen hat, ist am Freitag ins Parlament geeilt, um sich von Bundespräsident Heinz Fischer zu verabschieden. Zur festlichen Sitzung fanden sich Regierung, Abgeordnete und Landeshauptleute ebenso ein wie die Alt-Kanzler sowie die noch lebenden Präsidentschaftsgattinnen.

Elisabeth Waldheim und Margit Klestil-Löffler waren in der Loge direkt neben den ehemaligen Regierungschefs wie Werner Faymann (SPÖ) positioniert, der seinen ersten größeren öffentlichen Auftritt nach seinem Rücktritt hatte und Zeit zum Plaudern mit Wolfgang Schüssel (ÖVP) fand. Auch Franz Vranitzky (SPÖ) wohnte dem Festakt bei.

Ebenso vertreten waren die Kirchen und Religionsgemeinschaften, etwa durch Kardinal Christoph Schönborn. Die Höchstrichter ließen sich den Abschied des populären Staatsoberhaupts ebenfalls nicht entgehen.

Jene beiden, die noch die Chance haben, Fischers Nachfolge anzutreten, konnten sich schon einmal anhören, was am Ende ihrer Amtszeit im besten Fall über sie gesagt werden wird. Alexander Van der Bellen, der bei seinem Eintreffen im Parlament übrigens zufällig quasi in die Regierungsspitze hineinlief, folgte dem Geschehen von einer Loge aus. Norbert Hofer als noch aktiver Parlamentarier lauschte den Reden in den Abgeordneten-Bänken.

Fischer als Vorbild

Über mangelndes Lob musste sich der scheidende Bundespräsident wahrlich nicht beklagen. Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) meinte in Richtung ihres langjährigen Parteifreunds: "Sie werden uns ein leuchtendes Vorbild bleiben."

Margit und Heinz Fischer  Nationalratspräsidentin Bures
Margit und Heinz Fischer Nationalratspräsidentin Bures © APA/GEORG HOCHMUTH

Fischer habe als Bundespräsident der Republik im besten Sinne des Wortes gedient. Er sei ein Präsident nicht nur für die Mehrheit, sondern im besonderen Ausmaß auch für die Minderheit, die Schwachen und Schwächsten der Gesellschaft gewesen.

Der Bundespräsident habe immer die Nähe der Menschen gesucht und mit seiner Offenheit und Wärme auch die Herzen erreicht: "Als Staatsoberhaupt haben Sie immer die richtige Balance gefunden zwischen der Würde, die ein Bundespräsident auszustrahlen hat, und der Ungezwungenheit, die den Menschen und Menschenfreund Heinz Fischer zum Vorschein gebracht hat."

Dass die Worte des Staatsoberhaupts großes Gewicht hätten, habe Fischer immer gewusst: "Als Bundespräsident hat er sie maßvoll eingesetzt und mit Bedacht gewählt - niemals mit der Faust auf den Tisch, sondern immer alle Argumente sorgsam abwägend und Kompromisse suchend."

Die Altkanzler Faymann, Schüssel und Vranitzky
Die Altkanzler Faymann, Schüssel und Vranitzky © APA/HERBERT NEUBAUER

Nicht vergessen wurde von Bures auch auf die Rolle von Margit Fischer, die ihren Mann bei seinem letzten offiziellen Auftritt im Amt wie stets begleitete. Deren liebenswürdige Persönlichkeit habe das harmonische Bild der Hofburg wesentlich mitgeprägt, schwärmte die Nationalratspräsidentin.

Festworte sprechen durfte auch der frisch gebackene Bundesratspräsident Mario Lindner (SPÖ), der sich erinnerte, als Bundesjugendsekretär der sozialdemokratischen Gewerkschafter schon im ersten Fischer-Wahlkampf mitgearbeitet zu haben. Besonders würdigte der Steirer den Respekt des Präsidenten für sein jeweiliges Gegenüber und die Ablehnung absoluter Wahrheiten. Daran würden sich Fischers Nachfolger messen lassen müssen.

Hinzu kommen noch fünf Jugendliche, die bei Fischers erster Präsidenten-Kür Erstwähler waren und von Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) zu der Festsitzung geladen sind. Auch eine kurze Unterredung der heute 30-Jährigen mit dem Bundespräsidenten ist geplant.

Begleitet wurde die rund einstündige Festsitzung von den Wiener Philharmonikern, die Mozart spielten. Das Musik-Programm wurde übrigens mit den Vorstellungen Fischers abgestimmt.

Eigentlich sollte ja nach der Verabschiedung der neue Bundespräsident angelobt werden. Angesichts der vom VfGH verfügten Neuwahl (am 2. Oktober) wird jedoch fürs Erste das Nationalratspräsidium (Bures, Kopf, Hofer)  als Kollegialorgan die Aufgaben des Staatsoberhaupts übernehmen müssen.