Der britische Verteidigungsminister Grant Shapps will Ausbildungsmissionen für ukrainische Soldaten künftig in das von Russland angegriffene Land selbst verlegen. Auch sollten britische Rüstungsunternehmen möglichst in der Ukraine selbst produzieren, sagte der konservative Politiker dem "Sunday Telegraph". Der russischen Ex-Präsident Dmitri Medwedew bezeichnete mögliche britische Militärausbilder in der Ukraine als legitime Angriffsziele.
"Aktivere Rolle" im Schwarzen Meer?
Shapps erklärte, er habe bei einem Besuch in Kiew kürzlich mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj darüber gesprochen, wie die britische Marine eine "aktivere Rolle" im Schwarzen Meer spielen könne, wo zivile Schiffe von Russland ins Visier genommen würden, so Shapps. Großbritannien hat eigenen Angaben zufolge seit Anfang 2022 bereits mehr als 20.000 ukrainische Soldaten auf britischem Boden ausgebildet. NATO-Staaten haben bisher - zumindest offiziell - von der Entsendung von Ausbildern in die Ukraine abgesehen, um die Gefahr einer direkten Auseinandersetzung mit Russland zu reduzieren.
Einen Zeitplan für die Verlegung der Ausbildungsmissionen nannte Shapps nicht. Großbritannien hat sich jedoch inzwischen den Ruf erworben, bei der militärischen Unterstützung der Ukraine voranzugehen - beispielsweise bei der Lieferung moderner Kampfpanzer. Häufig folgten andere westliche Verbündete bald dem britischen Vorbild.
"Mehr Dinge in dem Land tun"
"Besonders im Westen des Landes, denke ich, dass es jetzt eine Gelegenheit gibt, mehr Dinge in dem Land zu tun, und nicht nur Ausbildung", sagte Shapps dem "Sunday Telegraph". Der britische Luftfahrt- und Rüstungskonzern BAE habe beispielsweise bereits teilweise Produktion in die Ukraine verlegt. "Ich bin sehr interessiert daran, dass andere britische Unternehmen ebenfalls ihren Beitrag leisten, indem sie dasselbe tun", sagte Shapps.
Mögliche britische Militärausbilder in der Ukraine wären nach Ansicht Medwedews legitime Angriffsziele. Dasselbe gelte für deutsche Rüstungsfabriken, falls Deutschland Taurus-Raketensysteme in die Ukraine liefern sollte. Medwedew, aktuell Vize-Chef des russischen Sicherheitsrats, äußerte sich auf der Nachrichtenplattform Telegram. Er macht seit längerem durch besonders drastische antiwestliche Rhetorik von sich reden.