Durch russische Raketenangriffe auf ukrainische Großstädte in der Nacht auf Montag sind nach Behördenangaben mindestens zwei Menschen getötet worden. Rettungskräfte fanden die Toten in den Trümmern zweier Wohnhäuser in Saporischschja, wie das Innenministerium in Kiew mitteilte. Drei Menschen seien gerettet worden. In der Hafenstadt Odessa im Süden wurden drei Mitarbeiter eines großen Supermarktes verletzt.
Ukrainische Luftabwehr soll halten, Zweifel bleiben
Die russische Armee soll den Angaben nach 15 Drohnen eingesetzt und von See acht Marschflugkörper des Typs Kalibr abgefeuert haben. Sie seien alle abgefangen worden, hieß es in einer Mitteilung des Gouverneurs. Solche Angaben zum Kampfgeschehen sind oft nicht unabhängig überprüfbar.
Fest steht indes, dass der Supermarkt "Fozzy" im Westen der Stadt vollkommen zerstört wurde. Ob dies nur durch Trümmerteile abgefangener Raketen möglich ist, bleibt fraglich. Gleichwohl unterstreicht es die Absicht der Russischen Föderation, gezielt zivile Infrastruktur anzugreifen oder dessen Zerstörung in Kauf zu nehmen.
Nach dem von Russland verkündeten Aus des Abkommens zur Verschiffung von ukrainischem Getreide im Juli sind vor allem die ukrainischen Schwarzmeerhäfen um Odessa ins Visier geraten. Mehrfach wurden die Hafenanlagen und auch die Millionenstadt selbst seither beschossen.
Bis zu fünf Minen pro Quadrameter
Auch bei der ukrainischen Offensive läuft es nicht so gut, wie erhofft. Die russischen Verteidigungslinien sind nach Angaben des ukrainischen Verteidigungsministers Olexij Resnikow teilweise so dicht vermint, dass an manchen Teilen der Front bis zu fünf Minen pro Quadratmeter liegen.
In einem am Sonntag veröffentlichten Gespräch mit dem britischen "Guardian" sprach er von Millionen Sprengkörpern entlang der Front. Es gebe über Hunderte Kilometer hinweg Minenfelder. Dies sei ein ernstes Hindernis für die Gegenoffensive der ukrainischen Truppen.
Dem "Guardian" zufolge war Resnikow überzeugt, dass die riesigen Minenfelder von ukrainischen Truppen überwunden werden könnten. Er betonte jedoch, es sei von entscheidender Bedeutung, dass die Verbündeten die bereits von einigen Nationen angebotene Ausbildung der ukrainischen Minenräumer ausweiteten und beschleunigten.
Russische Besatzer im Süden unter Druck
Nach britischen Einschätzungen nehmen die ukrainischen Angriffe gegen russische Truppen am Unterlauf des Dnipro zu. "Die russischen Kommandanten stehen vor dem Dilemma, ob sie dieses Gebiet verstärken oder ihre Truppen in den Gebieten der wichtigsten Gegenoffensivoperationen der Ukraine stationieren sollen, weiter im Osten", teilte das britische Verteidigungsministerium am Montag unter Berufung auf Geheimdienst-Informationen mit.
In der vergangenen Woche habe es einen Anstieg kleinerer Kampfhandlungen entlang des Flusses gegeben, hieß es in London. Ukrainische Streitkräfte hätten russische Positionen am anderen Ufer überfallen oder würden versuchen, weitere kleine Brückenköpfe zu errichten. Dies geschehe zusätzlich zum Ausbau des bereits existierenden Brückenkopfes nahe der zerstörten Antoniwskyj-Brücke bei Cherson. Außerdem werde weiterhin über die Kontrolle kleinerer Inseln in der Dinpro-Mündung gekämpft. "Bei einigen dieser Operationen wurde wahrscheinlich eine örtliche russische Truppenrotation ausgenutzt."
Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als 17 Monaten gegen den russischen Angriffskrieg. Bei der derzeit laufenden Gegenoffensive stoßen die Ukrainer auf Minenfelder, Panzerabwehrgräben und andere Hindernisse sowie auf gestaffelte Verteidigungslinien der Russen.