Die russische Hauptstadt Moskau ist in ihrem Wolkenkratzerviertel Moskwa City erneut Ziel eines feindlichen Drohnenangriffs geworden. Mehrere Drohnen seien in der Nacht zu Dienstag bei dem Versuch, nach Moskau zu fliegen, von der Flugabwehr abgeschossen worden, teilte Bürgermeister Sergej Sobjanin in seinem Blog im Nachrichtendienst Telegram mit. Eine Drohne habe dasselbe Hochhaus getroffen, das bereits am Sonntag Ziel einer Attacke gewesen war.

Peskow attackiert die Ukraine

Der Kreml sieht nach dem neuen Drohnenangriff auf Moskau das Verteidigungsministerium in der Pflicht, Schutzmaßnahmen zu ergreifen. "Die Gefahr existiert, sie ist offensichtlich, Maßnahmen werden ergriffen", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow nach Angaben russischer Nachrichtenagenturen am Dienstag.

In dem Hochhaus sind drei russische Ministerien untergebracht. Ein Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sagte lediglich, Moskau müsse mit weiteren Drohnenangriffen und "mehr Krieg" rechnen. Bei dem Gebäude handelt es sich um das sogenannte "IQ-Quartier", in dem das Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung, das Digitalministerium sowie das Ministerium für Industrie und Handel untergebracht sind.

Zuvor war wie schon am Sonntag eine feindliche Drohne in denselben Glasturm des Wolkenkratzerviertels Moskwa City gekracht. Das Glas an der Fassade wurde laut Bürgermeister Sergej Sobjanin auf einer Fläche von 150 Quadratmetern zerstört. Verletzt wurde niemand.

Russische Schwarzmeerflotte wehrte Angriffe ab

Die russische Schwarzmeerflotte wehrte unterdessen nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau drei Attacken von ukrainischen Seedrohnen auf ihre Schiffe ab. Die Ukraine habe versucht, die Patrouillenschiffe "Sergej Kotow" und "Wassili Bykow" mit den unbemannten Sprengbooten anzugreifen. Die drei Objekte seien durch die Bordwaffen der russischen Schiffe vernichtet worden, teilte das Ministerium am Dienstag in Moskau mit. Die Korvetten verrichten demnach weiter ihre Kontrollfahrten im Schwarzen Meer rund 340 Kilometer südwestlich der Hafenstadt Sewastopol auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim.

Russland griff die ostukrainische Stadt Charkiw nach örtlichen Behördenangaben mit Kamikazedrohnen an. Ein dreistöckiges Wohnheim ist durch einen Treffer fast vollständig zerstört worden.

In der Ukraine meinte der Experte Iwan Stupak, der viele Jahre für den Geheimdienst SBU gearbeitet hatte, das russische Abwehrsystem könne solche Angriffe nicht abwehren. "Die Attacken gegen Moskwa City gelten für den Kreml als unfassbar schmerzhaft, weil das die Unfähigkeit zeigt, das Herz der Hauptstadt zu schützen", sagte er im staatlichen Fernsehen. Die Objekte flögen unbemerkt, hätten ganz konkrete Ziele, Fenster getroffen, sagte Stupak. Am Sonntag war ein Büro des Digitalisierungsministeriums betroffen. Das sei makellos gelaufen – direkt in den "schwachen Punkt" des Systems von Kremlchef Wladimir Putin, sagte er.

Der russischen staatlichen Agentur Tass zufolge gab es auch auf dem Moskauer Flughafen Wnukowo wegen der Gefahrenlage erneut zeitweilig keine Starts und Landungen. Flüge seien umgeleitet worden. Kiew hat eine Beteiligung an Drohnenattacken offiziell nicht eingestanden.