Die südukrainische Region Odessa ist die dritte Nacht in Folge unter Beschuss geraten. Zuvor hatte Wladimir Putin Vergeltungsschläge angeordnet, nachdem die Ukraine einen Anschlag auf die Krim-Brücke verübt hatte. 

In der Nacht auf Donnerstag waren laut lokalen Medien wieder Explosionen in der Nähe des Hafens zu hören. Die Luftverteidigung sei aktiv gewesen. Die ukrainische Luftwaffe berichtete auf Telegram über Abschüsse von Überschall-Schiffsabwehrraketen. Angesichts des Ausstiegs Russlands aus dem Getreideabkommen warnten die USA unterdessen vor Angriffen auf zivile Schiffe im Schwarzen Meer.

18 Verletzte laut ukrainischen Behörden

Ukrainische Gouverneure meldeten mindestens 18 Verletzte durch russische Angriffe auf die südukrainische Stadt Mykolajiw, darunter auch mindestens fünf Kinder. In der Stadt waren den Angaben zufolge ein dreistöckiges Gebäude sowie mehrere Garagen in Brand geraten. Zwei Personen seien aus den Trümmern gerettet worden, was einem Wunder gleiche, hieß es.

In der Stadt Odessa wurden nach Angaben des örtlichen Gouverneurs zwei Menschen ins Krankenhaus gebracht. Es gebe "Zerstörungen im Zentrum".

Die Nachrichtenagentur Ukrinform berichtete indes, dass bei einem russischen Beschuss auf die nordöstlich gelegene Grenzstadt Wowtschansk ein Mann ums Leben gekommen sei. Das habe der dortige Gouverneur auf Telegram mitgeteilt. Bereits gestern seien dort mehrere Wohnhäuser beschädigt worden.

In Odessa und der Region liegen drei Häfen, die Teil der Vereinbarung zum Export von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer waren. Diese Vereinbarung war am Montag ausgelaufen, Russland hatte eine Verlängerung verweigert. Seitdem haben ukrainische Behörden wiederholt russische Angriffe auf die Region gemeldet. Bereits in den beiden vorangegangenen Nächten hatte Russland die für den Getreideexport wichtige Region Odessa am Schwarzen Meer mit Luftangriffen überzogen.

Russland könnte Angriffe ausweiten

Die USA halten nun auch Angriffe auf zivile Schiffe im Schwarzen Meer für möglich. "Das russische Militär könnte seine Angriffe auf ukrainische Getreideanlagen ausweiten auf Angriffe auf zivile Schiffe", sagte Adam Hodge, Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats der USA, am Mittwoch (Ortszeit) der Nachrichtenagentur AFP. Neu freigegebene Geheimdienstinformationen würden darauf hindeuten, "dass Russland zusätzliche Seeminen in den Zufahrten zu ukrainischen Häfen gelegt hat".

Das russische Verteidigungsministerium hatte am Mittwoch angekündigt, alle Schiffe im Schwarzen Meer mit dem Ziel Ukraine ab Donnerstag als Schiffe einzustufen, "die potenziell militärische Ladung transportieren". Zudem würden Länder, unter deren Flagge Frachtschiffe auf dem Weg in ukrainische Häfen fahren, künftig als Konfliktparteien aufseiten Kiews gewertet.

Zur militärischen Lage in der Ukraine war der steirische Militärexperte Franz-Stefan Gady (London) in der ZIB 2: