"Wir müssen ganz klar - so klar wie möglich - begreifen, dass die russischen Streitkräfte in unseren südlichen und östlichen Gebieten alles ihnen Mögliche tun werden, um unsere Soldaten aufzuhalten", sagte er am Freitag in seiner abendlichen Ansprache. Daher müsse man für jeden Kilometer, den die eigenen Truppen vorwärts kämen und für jeden Erfolg im Kampf dankbar sein.

Schwierigkeiten bei Offensive

Die Aussage ist ein Indiz für die Schwierigkeiten, mit denen das ukrainische Militär bei seiner Offensive konfrontiert ist. Nach dem NATO-Gipfel in Vilnius, von dem Selenskyj statt mit einer Einladung zum NATO-Beitritt mit Versprechungen der G7 über eine Sicherheitspartnerschaft zurückkehrte, galt die Aufmerksamkeit des Staatschefs nun wieder mehr den aktuellen Ereignissen an der Front. Bei einer Sitzung mit der Militärführung seien die Kampfhandlungen, die Versorgung der Truppen und die Abstimmung mit den Partnern bei den Waffen- und Munitionslieferungen abgesprochen worden, teilte der 45-Jährige mit. Daneben kündigte er auch noch eine anstehende Reform der Militärausbildung an.

Anfang Juni begannen die ukrainischen Truppen im Süden mit ihrer Offensive zur Rückeroberung von Gebieten, die Russland zu Beginn seines mehr als 16 Monate dauernden Angriffskriegs besetzt hatte. Bisher sind die Geländegewinne der Ukrainer gering. Beide Seiten berichten von schweren Kämpfen.

Nach in der Nacht auf Samstag veröffentlichten Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau wehrten russische Streitkräfte sechzehn ukrainische Angriffe an der Ostfront ab, darunter in der Nähe der umkämpften Stadt Marjinka und im Süden von Bachmut.