Die von Russland angegriffene Ukraine will ihre Waffen und Rüstungsgüter künftig komplett selbst produzieren. "Unsere Soldaten werden immer Waffen haben", sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj zum Tag der ukrainischen Verfassung am Mittwoch im Parlament. Bisher erhält das Land etwa Raketen, Panzer und Flugabwehrsysteme vom Westen. Die Ukraine werde einen ausreichend starken Rüstungskomplex haben, um den Bedarf von Armee, Flotte, Luftwaffe und Cyberkräften zu decken, sagte er.
Seedrohnen bereits in Produktion
Aktuell habe Kiew damit begonnen, Seedrohnen selbst zu produzieren, sagte Selenskyj. "Wir setzen sie bereits erfolgreich ein." Die ukrainische Drohnenproduktion werde zur stärksten in Europa. Die Regierung in Kiew hatte zuvor den 31 Jahre alten Herman Smetanin als neuen Chef des staatlichen Rüstungskonzerns Ukroboronprom bestätigt.
"Der neue Generaldirektor hat drei Hauptaufgaben: die Steigerung der Produktionskapazität für Waffen und Munition, den Aufbau einer wirksamen Infrastruktur zur Korruptionsbekämpfung und eine echte Reform von Ukroboronprom", teilte das Ministerium für strategische Industrien zu der Personalentscheidung mit.
Neuer Rüstungschef bestellt
Smetanin hat nach offiziellen Angaben bereits neun Jahre Erfahrung in der Rüstungsindustrie. Er leitete zuvor das Panzerwerk im ostukrainischen Charkiw. Tags zuvor hatte Präsident Wolodymyr Selenskyj den bisherigen Chef Jurij Hussjew nach rund zweieinhalb Jahren auf dem Posten entlassen.
Bei Ukroboronprom sind alle staatlichen Rüstungsunternehmen der Ukraine konzentriert. Nach einem Bericht des Internetportals "Ukrajinska Prawda" hatte Selenskyj von Hussjew eine höhere Produktion der Kurzstreckenrakete Sapsan (Wanderfalke) erwartet. Die in der Exportvariante Hrim-2 (Donner-2) genannte Rakete kann Ziele bis in 500 Kilometer Entfernung erreichen.
Ukraine als großer Waffenexporteur
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 gehörte die unabhängige Ukraine jahrelang zu den größten Waffenexporteuren der Welt. Russland hatte die Zerstörung des ukrainischen Rüstungspotenzials als ein Kriegsziel genannt.
"Der Sieg der Ukraine ist die Befreiung unseres gesamten Territoriums von der russischen Besatzung", betonte Selenskyj. Aktuell stünden dabei gut eine Million Ukrainer unter Waffen. Es dürfe kein Teil der Ukraine "dem Feind überlassen" werden.
Kiew werde "niemals" einer Variante eines Einfrierens des Krieges zustimmen, sagte Selenskyj. Der Sieg des Landes werde zudem Moldau und Georgien bei der Rückholung ihrer russisch kontrollierten Territorien helfen. In Moldau ist das Transnistrien, in Georgien sind es die Regionen Abchasien und Südossetien.
"Die Ukraine wird selbst ihre Allianzen und ihre Zukunft für sich wählen – offensichtlich in der Europäischen Union und offensichtlich in der Nato", betonte Selenskyj unter starkem Beifall. Dabei sei die "ukrainische Komponente" das, was der EU bisher fehle. Selenskyj beklagte auch, dass es Staaten gebe, die weiterhin bei ihren Entscheidungen Rücksicht auf Russland nehmen würden. Das sei "absurd und blamabel". "Russland verliert, wenn es auf einen mutigen und überzeugenden Widerstand stößt."